Wie fange ich an zu schreiben? – Schreib- und Arbeitstechniken für Deine Abschlussarbeit
Weiße Leere. Der Mauszeiger leuchtet, verharrt an einer Stelle und kommt zur Ruhe. Du willst loslegen.
Endlich an Deiner Bachelor- oder Masterarbeit weiterschreiben, einen Punkt von Deiner To-do-Liste abhaken und von dem guten Gewissen profitieren, welches Dich überkommt, wenn Du einen weiteren Teil Deiner Abschlussarbeit geschafft hast … doch es kommt nichts.
Diese Situation kommt Dir bekannt vor? Da bist du nicht alleine!
Du hast schon eine grobe Vorstellung davon, was Du schreiben möchtest, hast aber keinerlei Idee, wie Du am besten beginnen sollst. Das geht vielen bei einer wissenschaftlichen Arbeit so: Einfach darauf loszuschreiben fühlt sich falsch an, einen echten Plan hat man jedoch auch nicht und dann fängt man gar nicht erst an.
Wie Du von einer leeren weißen Seite zu Deinen ersten Absätzen Deiner Bachelor- oder Masterarbeit kommst, haben wir im folgenden Blogbeitrag für Dich aufgeschrieben.
Bevor Du anfängst zu schreiben:
Die richtige Vorbereitung des Schreibprozesses Deiner wissenschaftlichen Arbeit darfst Du jedoch keineswegs vernachlässigen oder unterschätzen. Bevor Du die ersten Sätze zu Papier bringen kannst, musst Du das Thema Deiner Abschlussarbeit finden, eingrenzen und Dir eine:n Betreuer:in suchen.
Außerdem solltest Du Dir einen Zeitplan erstellen!
Bleib dabei aber auch realistisch! Wenn Du Dir vornimmst, jeden Tag fünf Seiten zu schreiben und dies nicht einhalten kannst, führt das sehr schnell zu Schreibblockaden und auch schlechter Stimmung! Plane außerdem alle Kleinschritte ein, denn auch diese summieren sich auf und kosten Zeit! Zudem gilt: Alles, was Du aufschreibst, musst Du nicht mehr im Kopf haben und Du vergisst auch nichts.
Wie Du einen detaillierten Zeitplan für Deine Abschlussarbeit erstellst, haben wir hier für Dich aufgeschrieben.
Tipp: Lege Dir ein Notizbuch oder ein eigenes Dokument an, welches Du nur für die Planung Deiner Bachelor-/ Masterarbeit benutzt und immer parat hast. Dort schreibst Du dann Deinen ungefähren Zeitplan hinein, welche Arbeitsschritte noch fehlen oder auch lose Ideen, Fragmente, Zitate, Skizzen und Strukturen. Dann hast Du alles an einem Ort gesammelt und kannst damit gut arbeiten.
Grober Ablauf des Verfassens einer Abschlussarbeit:
Nach der Vorbereitungsphase, in welcher Du Deine erste Literaturrecherche betrieben hast, folgen die Sortier- und Schreibphase, welche in diesem Blogbeitrag ausführlich beschrieben werden. Es geht darum Dir nach diesem Abschnitt konkrete Arbeitstechniken an die Hand zu geben, welche Du für einen groben Leitfaden, eine geeignete Feingliederung und anschließend das Ausformulieren deines Textes verwenden kannst.
Als guten Einstieg empfiehlt sich immer zunächst ein Brainstorming. So kannst Du alle Ideen zunächst sammeln und gegebenenfalls zu ordnen, ohne Dich an bestimmte Vorgaben halten zu müssen. Konkrete Techniken dafür findest Du im folgenden Abschnitt. Allgemein ist Brainstorming eine tolle Möglichkeit, unvoreingenommen alle möglichen Themenfelder rund um Dein Thema abzugehen und Ideen festzuhalten, auf welche Du später bei mangelnder Inspiration zurückgreifen kannst.
Daraufhin erstellst Du daraus eine geeignete Grobgliederung. Dies sind die Oberkapitel, welche das Grundgerüst Deiner Arbeit bilden. Nach diesen grundlegenden Überlegungen folgen dann die Sortierung und die Erstellung eines Konzeptes für Deine Abschlussarbeit.
Nun sortierst Du Deine Gedanken und entwickelst die Feingliederung. Deren Unterpunkte fütterst Du anschließend mit Inhalten aus Deiner Literaturrecherche. Wie ein Drehbuch erstellst du so Schritt für Schritt Deinen Fahrplan, wobei es essentiell ist, immer Dein Arbeitsthema und den roten Faden im Blick zu behalten. In dieser Phase hast du besonders darauf zu achten, dass dein entwickeltes Konzept in sich schlüssig ist.
Durch dieses Vorgehen fällt es Dir später viel leichter tatsächlich anzufangen und die einzelnen Unterkapitel auszuformulieren. Falls dann noch Schwierigkeiten beim Schreiben auftreten sollten, dann ist dies nicht mehr auf pure Ideenlosigkeit oder mangelnde Vorbereitung zurückzuführen, sondern oft auf eine Schreibblockade. Hier kommst Du zu Tipps, wie Du dieser entgegenwirken kannst. Auf mögliche Arbeitstechniken für das Ausformulieren Deiner Arbeit wird gegen Ende dieses Blogartikels ebenso eingegangen.
Brainstorming-Techniken:
Wie genau entwickelt man jedoch nach der Literaturrecherche die Grobgliederung, aus der dann die Feingliederung entwächst?
Aller Anfang ist schwer und Brainstorming kann hier sehr hilfreich sein.
BRAINSTORMING IM KLASSISCHEN SINNE:
Hier schreibst Du, bevor Du Dich an den Rechner setzt, einfach für 10-15 Minuten auf ein leeres Blatt alles auf, was Dir in den Sinn kommt, ohne mit Quellenverweisen zu arbeiten und auf korrekte Grammatik zu achten. Das Ziel ist es, schnell von einer Idee zur nächsten zu springen und dabei alle Einfälle festzuhalten. Auch inhaltlich zu sortieren wird hier vernachlässigt, da der Fokus rein auf dem kreativen Output liegt. Wenn Du zu Beginn Deiner Arbeit einfach mal drauf los überlegst, fallen Dir zwischendrin nicht mehr so viele Punkte ein, welche Du noch unterbringen musst. Anschließend kannst Du daraus auch eine MindMap machen oder bereits Inhalte bündeln. Lasse Dir dazu ruhig Zeit.
MINDMAPPING:
Falls es Dir hilft, mit Mindmaps zu arbeiten und dadurch schon eine gewisse Struktur in deine Gedanken zu bringen, sind diese ein weiteres methodisches Instrument. Möglicherweise hilft es Dir, Stichworte verknüpft zu sehen. Allerdings besteht hier die Gefahr, zu beschränkt in den Themen zu denken, die man sowieso schon aufgenommen hat und neuen Input zu vernachlässigen.
SYNEKTIK:
Zudem kannst Du das Grundprinzip der Synektik einsetzen, welches sich insbesondere beim MindMapping als hilfreich erweisen kann. Diese Methode ist noch eher unbekannt, kann sich jedoch als perfekte Methode erweisen, um Verbindungslücken zwischen einzelnen Kapiteln zu schließen.
Prinzipiell geht es darum, Bekanntes zu Unbekanntem zu verfremden und dadurch neue Erkenntnisse und Zusammenhänge zu kreieren. In Deinem konkreten Fall schreibst Du in die Mitte den Begriff, welcher sich als zentraler roter Faden durch Deine Arbeit ziehen soll – dieser ist bekannt. Daraufhin ordnest Du äußeren Punkten wie den Ecken deiner MindMap andere Begriffe zu, welche Du in der Literatur als wichtig erachtet hast oder welche dein:e Betreuer:in integriert sehen möchte. Nun suchst Du Verbindungswörter und -themen, mit denen Du deinen Leitfaden mit diesen Randthemen verknüpfen kannst, indem Du diese verfremdest. Mit dieser Technik sorgst Du dafür, dass Dein roter Faden stets präsent ist und Du Randthemen gelungen in diesen einbettest.
TIPP: LITERATURZUSAMMENFASSUNG:
Schließlich gibt es die Möglichkeit, falls Du mal bei einem Kapitel nicht weiterkommst die Literatur wieder durchzugehen und Teile davon zusammenzufassen. Da Du dies eigentlich schon bei der Literaturrecherche getan haben solltest, ist dies jedoch keine Methode für Deine gesamte Arbeit, sondern eher eine Hilfestellung in Einzelfällen. Weil Du so ein tieferes Verständnis für Dein Arbeitsthema entwickelst, wird es leichter, Relevantes zu filtern und in Deinen Kontext einzubetten. Allerdings solltest Du hier dringlichst darauf achten, eigene Blickwinkel und Fragestellungen nicht zu vernachlässigen, um eine reine Wiedergabe der bereits vorhandenen Erkenntnisse zu vermeiden. Außerdem wird es Dir später leichter fallen, eigene Worte zu verwenden, wenn Du die Ergebnisse aus der Literatur schon umformuliert in die Gliederung einbettest.
Gliederung erstellen:
Nun geht es darum, aus den überwiegend ungeordneten Ideen eine konkrete Grobgliederung zu erstellen, um dann anschließend eine Feingliederung zu entwerfen. Hierfür solltest Du – je nachdem welche Brainstorming-Methode du verwendet hast – die einzelnen Elemente sortieren. Spätestens hier bieten sich MindMapping oder Clustern an, da Du dadurch Begriffliches mit Bildlichem mischst und somit Deine beiden Gehirnhälften ansprichst (Quelle: https://www.gerne-lernen.at/gehirn-gerechtes-lernen2/).
Nachdem Du so eine gewisse Struktur in Deine Ideen gebracht hast, solltest Du nun die wichtigsten Oberthemen selektieren, welche zu Deinen Grobgliederungspunkten werden. Mit dem roten Faden, welcher sich durch die Arbeit ziehen soll, stets im Kopf, ordnest Du diese nun und gibst ihnen eine Reihenfolge.
Aus dieser Grobgliederung bildest Du nun die Feingliederung, bei der Du viel mit Unterpunkten in mehreren Ebenen arbeiten wirst. Als Grundlage dient hier noch immer das Brainstorming und prinzipiell gibt es zwei Vorgehensweisen:
Die erste Variante ist es, jeden Grobgliederungspunkt nacheinander zu bearbeiten und zu diesem gleich sowohl Unterkapitel als auch zugehörige Inhalte in Form von Stichpunkten zu bestimmen. Die Inhalte ergeben sich konkret aus Deinem bisherigen Wissen, dem Brainstorming und vor Allem der Literaturrecherche.
Die zweite Variante ist, zunächst für alle Grobgliederungspunkte die Unterkapitel zu bestimmen und diese erst im Anschluss mit Inhalten zu füllen.
Schreibphase:
Nach der Sortierphase geht es nun an das Ausformulieren der Feingliederung. Nun werden die einzelnen Gliederungspunkte ausformuliert, mit Zitaten und Grafiken aufbereitet und in einen anschaulichen Text verwandelt.
Für diesen Arbeitsschritt gibt es verschiedene Arbeitstechniken, die Du benutzen kannst:
POMODORO-METHODE:
Eine davon ist die Pomodoro-Methode, bei der 25 Minuten am Stück geschrieben wird, um dann eine fünfminütige Pause einzulegen, nachdem dein Timer klingelt. Dieser Vorgang – ein Pomodoro genannt – wird nun vier Mal wiederholt, um danach eine längere Pause von 20 bis 30 Minuten zu machen. Nach dieser geht es mit dem nächsten Viererset weiter.
Essentiell ist dabei, dass du Dir für ein Pomodoro genau eine konkrete Aufgabe vornimmst, sich auf Deinem Arbeitsplatz nur dafür benötigte Gegenstände befinden und dass Du Dich in den 25 Minuten ausschließlich konzentriert dieser Aufgabe widmest. In den Pausen hingegen darfst Du Dich mit Allem beschäftigen – nur nicht mit der zu bearbeitenden Materie. Ganz nach dem Parkinson´schen Gesetz gilt hier die Annahme, dass eine Aufgabe genau so lange dauert, wie man sich selbst dafür Zeit gibt (Quelle: https://psycnet.apa.org/record/1975-28596-001).
Außerdem schreibst Du Dir eine Liste Deiner Aufgaben, sodass Du nach jedem erfolgreich abgeschlossenen Pomodoro einen Haken setzen kannst. Falls Dir spontan neue Aufgaben einfallen kannst Du so zusätzlich während einer Arbeitsphase schnell zukünftige Aufgaben festhalten, ohne deine aktuelle Arbeit zu unterbrechen. Für diese Methode gibt es auch extra Apps, in denen Du Deine einzelnen Aufgaben eintragen kannst. Diese stellen dann exakt für die vorgegebenen Minuten die Timer. So kommst Du gar nicht erst in Versuchung, Deine Pause länger zu gestalten.
FIRST-BRICK-METHODE:
Eine weitere Arbeitstechnik ist die First-Brick-Methode. Bei dieser geht es darum, eine große Aufgabe in viele kleine Arbeitsschritte zu zerlegen. Teile hierfür die große Aufgabe „Abschlussarbeit schreiben“ in mehrere kleinere Unteraufgaben. Bei der Ausformulierung einer Gliederung bieten sich hierfür selbstverständlich die einzelnen Unterkapitel dieser an. Diese Kapitel schrittweise anzugehen und sich so nicht zu überfordern ist ein Weg, um strukturiert in den Arbeitsfluss zu gelangen.
Du bearbeitest also zunächst das erste Unterkapitel und legst so den bildlich gesprochenen „First Brick“. Nach dessen Fertigstellung entsteht eine natürliche Pause, welche Du nutzen und Dich belohnen kannst. Falls Du gerade im Schreibfluss bist, kannst Du aber natürlich schon sofort mit dem nächsten Unterpunkt beginnen. So arbeitest Du Dich vor, bis Du schließlich alle Gliederungspunkte bearbeitet hast.
Im Gegensatz zur Pomodoro-Methode liegt hier der Fokus nicht auf den Zeiträumen, in denen Du arbeitest, sondern auf den Themenblöcken, die Du bearbeitest. Die überwältigende Aufgabe, eine so umfangreiche Arbeit auszuformulieren, wird durch diese Methode als machbar empfunden.
„Mir hilft es meistens sowohl Zeit- als auch Arbeitspakete zu schnüren und diese dann stringent abzuarbeiten. Die Arbeitspakete stammen oft aus Brainstormings und der damit einhergehenden Strukturierung der Aufgabenstellungen. Ich gebe mir Zeitfenster vor, in denen ich gewisse Textmengen schreiben möchte. Übrigens: eine ordentliche Literaturrecherche und Aufbereitung der gelesenen Quellen hilft oft, sehr viel schneller voranzukommen!”
Maximilian Göbel, Doktorand im Strategischen Management an der Universität Salzburg
Welche Methode letztlich für Dich am sinnvollsten ist, kannst Du am besten durch Ausprobieren testen, egal, für welche Methode Du Dich entscheidest.
Falls Du dennoch einmal mit Deiner Abschlussarbeit nicht weiterkommst, haben wir auch einige Tipps und Tricks für Dich, um Dich zum Schreiben deiner Abschlussarbeit zu motivieren.
Wir hoffen, Dir haben unsere Tipps geholfen und wünschen Dir nun viel Erfolg bei der Erstellung Deiner Bachelor- oder Masterarbeit!
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