JUMS trifft … Michael Amroudi

JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.

Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autor:innen, aber auch Professor:innen und Wissenschaftler:innen, unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.

Heute haben wir uns mit Michael Amroudi von der Technischen Universität München getroffen, dessen Bachelorarbeit „The Impact of Management, Family and Employee Ownership Concentration on Firm Performance“ in der 18. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.

Steckbrief: Michael Amroudi

Titel der Arbeit:

The Impact of Management, Family and Employee Ownership Concentration on Firm Performance

Art der Arbeit, Hochschule:
Bachelorarbeit, Technische Universität München
Aktuelle Tätigkeiten:
Masterstudent an der TU München; Werksstudent bei Horváth & Partners Management Consultants;
JUMS- Ausgabe:

Junior Management Science 6(1), 2021, S. 81-99

Artikel-Seite:

Interview

JUMS: Lieber Michael, in Deiner Bachelorarbeit untersuchst Du den Zusammenhang zwischen der Eigentumsstruktur von Unternehmen und deren wirtschaftlicher Performance. Wie bist Du auf das Thema gekommen?

Michael Amroudi: Während meiner Arbeit als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte lernte ich meine spätere Betreuerin kennen, mit der ich mich über meine Interessen und Ideen austauschte. Sie erzählte mir von ihrer aktuellen Forschung und einem neuen Datensatz der European Federation of Employee Share Ownership (EFES), welcher die Menge der an Mitarbeiter ausgegebenen Firmenanteile von 2007 bis 2016 für über 2700 Unternehmen enthielt. Startpunkt meiner Recherche war ein Paper von Lins/Volpin/Wagner (2009), welches empirisch zeigt, dass Investoren Unternehmen, die von Familien geführt werden, niedriger bewerten als vergleichbare Unternehmen, die nicht von Familien geführt werden. Dieses Ergebnis hat mich überrascht, da Familienunternehmen häufig ein besserer Zugang zu finanziellen Mitteln nachgesagt wird. Ich habe mich gefragt, ob andere Eigentümer einen ähnlichen Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens haben können. Schließlich habe ich mich für eine quantitative Untersuchung verschiedener Eigentumsstrukturen im europäischen Raum entschieden, da solch eine Eigentümerübergreifende Analyse in der Literatur noch nicht durchgeführt wurde.

JUMS: Was sind denn die gängigsten Eigentumsstrukturen und welche Vor- und Nachteile haben diese jeweils?

Michael Amroudi: Eigentumsstrukturen können sehr schnell sehr umfangreich und kompliziert werden. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist die pyramidale Struktur der schwedischen Familie Wallenberg, welche etwa die Hälfte der Marktkapitalisierung der Stockholmer Börse kontrolliert (vgl. Agnblad et al., 2001). Grundsätzlich lässt sich solch eine Struktur aber auf drei Aspekte herunterbrechen. Der erste Aspekt ist die sog. Identität des Shareholders. Häufige Anteilseigner sind Manager, Familien, Mitarbeiter, Staaten, Banken, Investoren oder andere Unternehmen. Jeder dieser Eigentümer weist dabei unterschiedliche Interessen, Risikopräferenzen und Zeithorizonte auf, weshalb sich hieraus direkte Implikationen für die Unternehmensstrategie ergeben. Der zweite Aspekt ist die Eigentümerkonzentration. Hiermit wird gemessen wie viele Unternehmensanteile auf einen Shareholder entfallen. Eine hohe Konzentration entspricht einem hohen Einfluss im Unternehmen. Der dritte Aspekt misst, wie involviert ein Shareholder im Unternehmen ist, also z.B. wie viele Stimmrechte ein Shareholder hat oder wie viele Vorstandspositionen von Shareholdern einer Identität belegt werden.

In meiner Bachelorarbeit habe ich mich auf Manager, Familien und Mitarbeiter als Shareholder-Identitäten konzentriert, da diese am stärksten in der Literatur behandelt werden. Interessanterweise gibt es dabei noch keine einheitliche Meinung zu diesen Identitäten: Halten Manager einen signifikanten Anteil am Unternehmen, sollte dies gut für den Erfolg sein, da Agency Costs reduziert werden. Manager können diese Position jedoch persönlich auf Kosten kleinerer Shareholder ausnutzen. Analog sollten Familien einen positiven Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben, da sie einen guten Zugang zu finanziellen Mitteln mitbringen. Häufig wird ihnen aber auch vorgeworfen, wichtige Positionen suboptimal mit Familienmitgliedern zu besetzen. Eine Beteiligung von Mitarbeitern am Unternehmen, kann zu einer Steigerung der Motivation führen und sich gut auf das Unternehmen auswirken. Eine zu starke Beteiligung kann jedoch zu ineffizienten Entscheidungsprozessen führen und sich folglich schlecht auf das Unternehmen auswirken. Wie man sieht, wird dieses Thema noch stark diskutiert und ist von zahlreichen Faktoren abhängig.

JUMS: Welche Methodologie hast Du angewandt, um herauszufinden, wie erfolgsversprechend bestimmte Eigentumsstrukturen sind?

Michael Amroudi: Neben einer umfangreichen Analyse der existierenden Literatur, fokussiert sich meine Arbeit auf eine quantitative Datenanalyse. Mein finaler Datensatz hat sich aus drei Datenbanken zusammengesetzt, um alle drei Eigentümer-Identitäten abdecken zu können. Um den Einfluss der Eigentümerkonzentration verschiedener Identitäten auf den Unternehmenserfolg zu untersuchen, habe ich eine multiple lineare Regression mit kontinuierlichen und kategorischen Prädiktoren durchgeführt. Unternehmenserfolg habe ich dabei durch den „Return on Assets“ und „Tobin’s Q“ gemessen. Außerdem habe ich verschiedene Kontrollvariablen wie die Unternehmensgröße, Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Fixed Effects in meinen Modellen berücksichtigt.

JUMS: Zu welchen Ergebnissen kommst Du? Welche Eigentumsstrukturen sollte Unternehmen etablieren, um besonders erfolgreich zu sein?

Michael Amroudi: Wenn man die Identitäten der Eigentümer außer Acht lässt, hat eine hohe Eigentumskonzentration keinen signifikanten Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Schaut man sich die einzelnen Identitäten aber im Detail an, lässt sich bei einigen Eigentümern ein nicht-linearer Zusammenhang zwischen der Eigentumskonzentration und dem Unternehmenserfolg feststellen. So haben Manager bei einer Beteiligung von 1% – 6% keinen Einfluss auf den Unternehmenserfolg. Bei einer Beteiligung von 6% – 20% zeigt sich jedoch ein statistisch signifikater positiver Zusammenhang. Anders ausgedrückt ergibt sich aus einer Erhöhung der Manager-Beteiligungen auf ein strategisches Niveau eine Steigerung des geometrischen Mittels von Tobin’s Q um über 6%. Ein ähnliches Bild zeichnet sich für Familien als Eigentümer, welche ebenfalls nur einen signifikanten Zusammenhang zeigen, wenn sie eine strategische Beteiligung von 6% – 20% aufweisen. Mitarbeiter hingegen sollten weniger stark beteiligt werden: Nur eine Konzentration von 1% – 6% weist einen signifikanten positiven Zusammenhang auf. Diese Ergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da meine Modelle Limitationen aufweisen, auf welche ich ausführlich in meiner Arbeit bei der Auswertung der Ergebnisse eingehe.

JUMS: Wie kam es dazu, dass Du Deine Abschlussarbeit bei JUMS eingereicht hast?

Michael Amroudi: Die Arbeit an meinem Thema hat mir viel Spaß gemacht und einige Ergebnisse hervorgebracht, die im Corporate Finance Bereich relevant sind. So habe ich beispielsweise mit einem neuen Datensatz gearbeitet und einige Modelle berechnet, die als Startpunkt für weitere Analysen dienen können. Ich fände es schade, wenn die einzigen Personen, die diese Arbeit lesen würden, meine Betreuerin und meine Professoren sind. JUMS bieten Studenten eine spannende Plattform, um ihre Bachelorarbeit, von weiteren Experten prüfen zu lassen und anschließend zu veröffentlichen. Ich hoffe, durch meine Veröffentlichung weitere Leser zu finden und einen Beitrag zur akademischen Diskussion zu leisten.

JUMS: Derzeit studierst Du im Master Management & Technology an der TU in München. Welche Zukunftspläne hast Du und kannst Du Dir vorstellen, langfristig an der Uni zu bleiben?

Michael Amroudi: Nach meinen Masterstudium plane ich, einige Jahre Berufserfahrung zu sammeln und eine praktische Sichtweise zu entwickeln. Wissenschaftliches Arbeiten, die Analyse von großen Datenmengen und die Untersuchung von aktuellen Trends bereitet mir besonders viel Spaß, weshalb ich mir eine anschließende Promotion gut vorstellen kann.

JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir Dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”

Michael Amroudi: ... sich in kurzer Zeit intensiv und strukturiert mit einem Thema auseinanderzusetzen und einen Beitrag zur Forschung zu leisten, welcher akademisch und praktisch relevant sein kann.

Vielen Dank für diese spannenden Einblicke und für Deine Zeit, lieber Michael. JUMS wünscht Dir viel Erfolg für die Zukunft und wir würden uns sehr freuen, auch in der Zukunft wissenschaftliche Arbeiten von Dir zu lesen!