JUMS trifft … Andreas Johannes Dambaur

JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.

Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.

Heute haben wir uns mit Andreas Johannes Dambaur von der Universität Zürich getroffen, dessen Masterarbeit „Kultur als Determinante des Risikoverhaltens von Individuen – Empirische Evidenz von der PGA TOUR“ in der 16. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.

Steckbrief: Andreas Johannes Dambaur

Foto von Andreas Johannes Dambaur

Titel der Arbeit:

Kultur als Determinante des Risikoverhaltens von Individuen – Empirische Evidenz von der PGA TOUR

Art der Arbeit, Hochschule:

Masterarbeit, Universität Zürich

Aktuelle Tätigkeiten:

Wissenschaftlicher Mitarbeiter 

JUMS Ausgabe:

Junior Management Science 5(3), 2020, S. 312-348

Artikel-Seite:

https://jums.academy/a-j-dambaur/

Interview


Interview

JUMS: Lieber Andreas, Du hast in deiner Masterarbeit den Zusammenhang zwischen Risikoverhalten im beruflichen Kontext und kulturellem Hintergrund untersucht. Dafür betrachtest Du das Verhalten professioneller Golfspieler, die auf der PGA Tour spielen. Hast du einen persönlichen Bezug zum Golfen oder gibt es andere Gründe, wie du auf diese Personengruppe gestoßen bist?
Andreas Johannes Dambaur: Zum Einen spiele ich selbst Golf, zum Anderen bin ich im Rahmen von Lehrveranstaltungen aus dem Bereich „Sports Economics“ auf Paper gestoßen, in denen für empirische Analysen Daten von der PGA Tour verwendet wurden. Ich wusste daher, dass für wissenschaftliche Zwecke, Daten von der PGA Tour verfügbar sind.

JUMS: Wie bist du vorgegangen, um den Zusammenhang zu überprüfen und was genau hast du betrachtet?
Andreas Johannes Dambaur: Zunächst habe ich die theoretischen Grundlagen zum Thema Risikoverhalten sowie dessen Determinanten im Rahmen eines Literaturüberblicks erarbeitet. Da ich für meine empirischen Analysen auf den Golfsport zurückgegriffen habe, habe ich außerdem kurz die wichtigsten Begrifflichkeiten aus dem (Profi-)Golf erläutert. Resultierend aus der Natur des Golfsports sowie dessen Regeln habe ich hierbei zwei Möglichkeiten vorgestellt, mit denen sich das Risikoverhalten eines Golfers quantifizieren lässt – einerseits anhand der Entscheidung eines Golfers, auf einem sogenannten „Going-for-it“-Loch, das Grün anzugreifen, andererseits anhand der Standardabweichung der auf einer Runde erzielten Scores relativ zu Par.
Um verstehen zu können, was im Rahmen meiner Arbeit unter dem Begriff Kultur verstanden wird, habe ich außerdem verschiedene Definitionen für den Begriff „Kultur“ vorgestellt und diese auf Gemeinsamkeiten untersucht. Mit den Kulturdimensionen nach Hofstede (2001) sowie des GLOBE-Projekts (House et al., 2004) habe ich dann zwei Möglichkeiten vorgestellt, mit deren Hilfe sich Kultur für meine empirische Analyse quantifizieren lässt. Basierend auf den Definitionen dieser Kulturdimensionen sowie auf Erkenntnissen bisheriger Literatur habe ich dann Hypothesen über den möglichen Zusammenhang zwischen dem Risikoverhalten eines Individuums und dessen kulturellem Hintergrund entwickelt, welche ich in einem nächsten Schritt empirisch getestet habe.
Für die empirische Analyse dieses Zusammenhangs war es zunächst notwendig, jedem Golfspieler basierend auf seiner Nationalität die entsprechenden quantitativen Werte für dessen kulturellen Hintergrund – in Form der für dieses Land erhobenen Werte für die verschiedenen Kulturdimensionen nach Hofstede (2001) bzw. dem GLOBE-Projekt (Houese et al., 2004) – zuzuordnen. In einem ersten Schritt habe ich dann mithilfe von deskriptiven Untersuchungen erste Indizien bezüglich eines potenziellen Zusammenhangs zwischen Risikoverhalten eines Individuums sowie dessen kulturellem Hintergrund gesammelt. Im nächsten Schritt habe ich diesen Zusammenhang mithilfe von (hybriden) Panelregressionen tiefergehend analysiert.
Zusammenfassend habe ich also untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen den Werten für einzelne Kulturdimensionen, die sich einem Golfer aufgrund seiner Nationalität zuordnen lassen, und dessen Entscheidung, auf einem „Going-for-it“-Loch das Grün anzugreifen bzw. alternativ hierzu der Standardabweichung seiner auf einer Runde erzielten Scores relativ zu Par besteht.

JUMS: Kannst du deine Erkenntnisse kurz zusammenfassen und gab es Aspekte, die dich nach der Datenauswertung überrascht haben?Andreas Johannes Dambaur: Die Ergebnisse meiner ökonometrischen Analysen zeigen, dass der kulturelle Hintergrund eines Golfers keinen robusten, signifikanten Effekt auf dessen Risikoverhalten hat. Gleichzeitig bestätigen die Resultate jedoch die Relevanz von anderen in der Literatur bekannten Risikodeterminanten.
Nachdem ich in meiner Arbeit einen bisher unerforschten Teilbereich der Risikoverhaltensforschung betrachtet habe, war das Hauptziel meiner Arbeit, durch explorative Datenanalyse erste Erkenntnisse in diesem Feld zu gewinnen. Insofern war meine Vorgehensweise vollkommen ergebnisoffen, weshalb Überraschungen für mich zwangsläufig ausblieben.   

JUMS: Am Ende deiner Arbeit stellst du die Vermutung auf, dass professionelle Golfspieler nicht repräsentativ für ihre kulturelle Herkunft seien, weil sie signifikant durch den Leistungssport geprägt sind. Hättest du rückblickend eine andere Personengruppe untersucht?
Andreas Johannes Dambaur: Ich stelle nicht die Vermutung auf, dass professionelle Golfspieler nicht repräsentativ für ihre kulturelle Herkunft sind. Vielmehr stelle ich die Vermutung auf, dass professionelle Golfspieler bei der Ausübung ihres Berufs möglicherweise eher durch ihren „kulturellen Hintergrund“ als professionelle Golfspieler als durch ihren kulturellen nationalen Hintergrund geleitet werden. Die Kultur des Golfspielens würde hier also den kulturellen Hintergrund, den ein Spieler aufgrund seiner Nationalität hat, überlagern.
Professionelle Golfspieler stellen aus verschiedenen Gründen, die in meiner Arbeit genauer erläutert werden, eine ideale Personengruppe dar. Rückblickend hätte ich daher keine andere Personengruppe untersucht, sondern hätte idealerweise versucht, eine Möglichkeit zu finden, mit der sich der kulturelle Hintergrund eines Individuums präziser messen lässt, als dies bei einer Methode, bei der auf dessen Nationalität und somit aggregierte kulturelle Werte zugrückgegriffen werden muss, der Fall ist.

JUMS: Wie kam es dazu, dass du deine Abschlussarbeit bei JUMS eingereicht hast?
Andreas Johannes Dambaur: Als Alumnus der Ludwig-Maximilians-Universität München habe ich bereits im Laufe meines Bachelorstudiums von JUMS erfahren. Da ich meine Erkenntnisse aus der Masterarbeit nicht in einem Uni-Archiv verstauben lassen wollte, habe ich mich dazu entschieden, meine Arbeit bei JUMS einzureichen und so die Chance auf eine Publikation meiner Ergebnisse zu haben.

JUMS: Die Publikation deiner Masterarbeit hilft dir dabei, eine wissenschaftliche Karriere zu beginnen. Verfolgst du diesen Plan oder planst du in einem anderen Bereich tätig zu werden?
Andreas Johannes Dambaur:Ich habe im Januar diesen Jahres begonnen, als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Uni-Lehrstuhl zu arbeiten und im Rahmen meiner dortigen Tätigkeit meine Promotion zu verfolgen. Nach aktuellem Stand würde ich anschließend dann auch gerne im akademischen Bereich bleiben.

JUMS: Neben der Publikation in unserem Journal wurde deine Masterarbeit durch die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich mit dem Semesterpreis geehrt. Dazu möchten wir dir herzlich gratulieren! Welche Faktoren sind deiner Meinung nach entscheidend für das Gelingen einer Abschlussarbeit?
Andreas Johannes Dambaur: Vielen Dank für die Glückwünsche. Eine wichtige Grundlage für das Gelingen einer Abschlussarbeit ist es meines Erachtens, die methodischen – in meinem Fall ökonometrischen – Kenntnisse, die im Laufe des Studiums vermittelt werden, zu verstehen und selbstständig anwenden zu können. Darüber hinaus bin ich der Meinung, dass es enorm hilfreich ist, wenn man sich in seiner Abschlussarbeit mit einem Thema beschäftigen darf, für das man brennt und entsprechen intrinsisch motiviert ist.

JUMS: Vielen Dank für die Einblicke und deine Zeit, lieber Andreas. Wir wünschen dir viel Erfolg für die kommenden Lebensabschnitte und würden uns freuen, auch in Zukunft wissenschaftliche Arbeiten von dir zu lesen!