Junior Management Science, Volume 4, Issue 4, December 2019

Der Einfluss digitaler Finanzberatung auf das Anlageverhalten von Privatinvestoren

Carl Justus Nowak, Goethe University Frankfurt (Bachelor thesis)
Junior Management Science 4(4), 2019, 478-492

Diese Arbeit untersucht anhand vorhandener Literatur wie Robo Advisor das Anlageverhalten und die Portfolioperformance von Privatinvestoren im Vergleich zu konventioneller Finanzberatung verändern. Dabei wird der Einfluss der Empfehlungen von Robo Advisors und konventionellen Beratern bezüglich der Portfoliomerkmale: Nettorendite, Diversifikation und Personalisierung untersucht. Darüber hinaus wird geprüft inwiefern die Anlageempfehlungen vorhandene Verhaltensverzerrungen der Privatinvestoren beeinflussen.

Aus der Betrachtung der konventionellen Finanzberatung folgt, dass diese zwar die Diversifikation von Privatinvestoren stark erhöht, sie aber die Nettorendite der Investoren durch Gebühren negativ beeinflusst. Robo Advisor wirken auf den ersten Blick wie das Allheilmittel zur Verbesserung der Finanzberatung, doch auch sie weisen Defizite auf. Zwar führen typische Robo Advisor eine Wertpapierallokation in Übereinstimmung mit der Kapitalmarkttheorie durch, was zu einer hohen Nettorendite und Diversifikation führt, jedoch ist die durchgeführte Personalisierung bei Robo Advisors häufig mangelhaft. Die Beratung durch Robo Advisor empfiehlt sich daher vor allem für Personen, welchen bewusst ist, dass sie nur eine standardisierte Anlageempfehlung erhalten. Für Privatanleger mit komplexen Finanzstrukturen bleibt eine Beratung durch einen persönlichen Finanzberater daher alternativlos.

Keywords: Robo Advisor; Financial Advice Behavioral Bias; Private Investors.

Recruiting Generation Y for the Backbone of Economy: Organizational Attractiveness of Small, Family Owned, and Rural Firms

Johannes Caprano, Technische Universität München (Masterarbeit)
Junior Management Science 4(4), 2019, 493-523

Despite their outstanding economic importance, small, family owned, and rural firms find it hard to attract talent. Upon initial contact with recruiting organizations, job seekers use any of their observable characteristics, such as size, ownership, or location to infer attributes of the employment offering. Based on this assessment, they may feel attracted to an organization and develop intentions to pursue the employment opportunity. Following behavioral psychology, the consistency between organizational attractiveness and job pursuit intentions is affected by the amount of job seekers’ direct experience with the firm type. For small, family owned, and rural firms, direct experience may be lower due to their relative anonymousness. The strength and direction of inferences made based on organizational characteristics as well as metacognitive assessments were tested using a vignette experiment. A sample of 200 Generation Y students and professionals rated fictitious firms based on their size, ownership, and location. The results show support of the indirect influence of these organizational characteristics on job pursuit intentions, mediated by employment attributes and organizational attractiveness. Family ownership led to positive evaluations while small size and rural location had a negative impact on job pursuit intentions. Another important contribution of this study is a validated two-stage implementation of firm location as a predictor of organizational attractiveness.

Keywords: Organizational attractiveness; family firm; SME; rural firm; hidden champion.

Aspekte der Glaubwürdigkeitsbeurteilung – Eine empirische Untersuchung zum Einfluss von Attraktivität, Expertise und Prominenz

Kimberly Klebolte, Hochschule Osnabrück (Bachelorarbeit)
Junior Management Science 4(4), 2019, 524-552

Diese Studie thematisiert den Einfluss von Expertise, Prominenz, Attraktivität und Geschlecht auf die Wahrnehmung von Glaubwürdigkeit. Dabei wurden Probanden mittels Online-Fragebögen mehrere Kombinationen aus verschiedenen Bildern, Aussagen sowie Hintergrundinformationen zu den abgebildeten Personen vorgelegt. Anschließend beurteilten die Probanden, für wie glaubwürdig sie diese hielten. Untersucht wurde dabei, inwiefern die genannten Faktoren Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeitsattribution hatten. Dies geschah durch statistische Vergleiche der Mittelwerte und Varianzen in den verschiedenen Probandengruppen mittels SPSS. Die Studie ergab, dass Expertise einen signifikant positiven Einfluss auf die Glaubwürdigkeit hat. Experten wurden demnach durchgängig für glaubwürdiger gehalten als Nicht-Experten. Die Faktoren Prominenz und Attraktivität hatten jeweils einen signifikant negativen Effekt, d.h. je prominenter und je attraktiver eine Person dargestellt wurde, umso weniger wurde ihr geglaubt. Das Geschlecht hatte keine signifikanten Einfluss. Die Studie zeigt damit, dass die Glaubwürdigkeit einer Person am effektivsten über das Darlegen der fachlichen Eignung gesteigert werden kann und nicht über die physische Attraktivität oder Prominenz, die vor allem in ihrer Kombination in der öffentlichkeit oftmals als Ideal dargestellt werden.

Keywords: Wirtschaftspsychologie; Glaubwürdigkeit; Wahrnehmungsfehler; Werbepsychologie.

Die Rotation des verantwortlichen Prüfungspartners als Instrument zur Steigerung der Prüfungsqualität

Lina Carine Puschmann, University of Hamburg (Bachelor thesis)
Junior Management Science 4(4), 2019, 553-565

Um die Unabhängigkeit des verantwortlichen Prüfungspartners in der betriebswirtschaftlichen Abschlussprüfung zu stärken und die Prüfungsqualität zu erhöhen sind nationalen und internationalen Regulierungsinstanzen zufolge Maßnahmen, wie die Rotation des verantwortlichen Prüfungspartners (auch interne Rotation genannt), erforderlich.

Aufbauend auf der Analyse von Ergebnissen aus Studien zu den Themen der internen Rotation, der Unabhängigkeit des verantwortlichen Prüfungspartners sowie der Prüfungsqualität und ihren Einflussfaktoren, wird die Debatte um die Effektivität der internen Rotation in dieser Arbeit fortgeführt. Im Zentrum der Diskussion steht dabei die konkrete Frage, ob die Rotation des verantwortlichen Prüfungspartners ein effektives Instrument zur Steigerung der Prüfungsqualität ist.

Aufgrund der Diversität der Umweltbedingungen auf den Prüfungsmärkten, an denen der Einfluss der internen Rotation untersucht wurde, ist zunächst kein generelles Urteil zur Beantwortung der Leitfrage möglich. Die jüngsten Ergebnisse auf dem deutschen Prüfungsmarkt lassen schließlich unter den gegebenen Bedingungen vermuten, dass der Effekt der neuesten Regelungen zur Rotation des verantwortlichen Prüfungspartners eine weniger starke Steigerung der Prüfungsqualität herbeiführt als vergleichbare Rotationsvorschriften an Prüfungsmärkten in anderen Ländern.

Keywords: Interne Rotation; Audit Partner Rotation; Prüfungsqualität; Unabhängigkeit; Verantwortlicher Prüfungspartner.

Designing and Scheduling Cost-Efficient Tours by Using the Concept of Truck Platooning

Florian Stehbeck, Technical University of Munich (Master thesis)
Junior Management Science 4(4), 2019, 566-634

Truck Platooning is a promising new technology to reduce the fuel consumption by around 15% via the exploitation of a preceding and digitally connected truck’s slipstream. However, the cost-efficient coordination of such platoons under consideration of mandatory EU driving time restrictions turns out to be a highly complex task.

For this purpose, we provide a comprehensive literature review and formulate the exact EU-Truck Platooning Problem (EU-TPP) as an Integer Linear Program (ILP) which also features a hypothetical task-relieving effect for following drivers in a convoy. In order to increase the computational efficiency, we introduce an auxiliary constraint and two hierarchical planning-based matheuristic approaches: the Shortest Path Heuristic (SPH) and the Platoon Routing Heuristic (PRH).

Besides a qualitative sensitivity analysis, we perform an extensive numerical study to investigate the impact of different critical influence factors on platooning, being of major political and economic interest.

Our experiments with the EU-TPP suggest remarkable fuel cost savings of up to 10.83% without a 50% task relief, while its inclusion leads to additional personnel cost savings of up to even 31.86% at best with maximally 12 trucks to be coordinated in a recreated part of the European highway network. Moreover, we prove our matheuristics’ highly favorable character in terms of solution quality and processing time.

Keywords: autonomous transport; Truck Platooning; driving time and rest periods; cost-efficient routing & scheduling; computational efficiency.

Grunderwerbsteuerliche Konsequenzen der Umstrukturierung von Konzernen

Daniel Martin Teichmann, Heinrich Heine University Düsseldorf (Bachelor thesis)
Junior Management Science 4(4), 2019, 635-655

Die erfolgreiche Realisierung einer konzerninternen Umstrukturierung wird durch die GrESt gefährdet, sobald eine Grundstücksübertragung oder ein share deal beabsichtigt wird. Der steuerlichen Belastung steht kein Mittelzufluss gegenüber, weshalb das Vorhaben an der Leistungsfähigkeit scheitern kann. In Anbetracht dessen untersucht diese Arbeit, ob eine grunderwerbsteuerliche Optimierung möglich ist. Im Fokus stehen inländische Kapitalgesellschaftskonzerne und Restrukturierungen, die den Eigentumsübergang an Grundstücken sowie Anteilen von grundbesitzenden Gesellschaften vorsehen. Zu Beginn erfolgt eine Systematisierung relevanter Erwerbs-/Umwandlungsvorgänge, an die sich eine Analyse ihrer grunderwerbsteuerlichen Konsequenzen anschließt. Die Erkenntnisse münden in einen detaillierten Maßnahmenvergleich. Als Ergebnis steht der Appell eine Auslösung von GrESt zu vermeiden. Verhindern die Restrukturierungsziele eine Umgehung, besteht Optimierungsbedarf. Hierfür eignet sich ein share deal, da ein kluges Beteiligungsmanagement bereits die Steuerbegründung ausschließt (§ 1 III GrEStG). Weniger Gestaltungspotenzial eröffnet die Bemessungsgrundlage, da sie häufig dem starren Grundbesitzwert entspricht (§ 8 II GrEStG). Attraktiver erscheint § 6a GrEStG, der konzerninterne Umstrukturierungen steuerfrei stellt. Eine effektive Ausschöpfung erfordert jedoch die planungsintensive Beachtung des diffizilen Tatbestandes (95% Beteiligung, Vor-/Nachbehaltensfrist) und komplexer Ländererlasse.

Keywords: Grunderwerbsteuer; Kapitalgesellschaft; Konzern; share deal; Umstrukturierung.