JUMS trifft … Daniel Schürk

JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.

Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.

Heute haben wir uns dazu mit Daniel Schürk von der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt getroffen, dessen Bachelorarbeit „Does Subordinated Debt Discipline Banks? Empirical Evidence of Market Discipline in Europe“ in der 11. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.

Steckbrief: Daniel Schürk

Titel der Arbeit:

Does Subordinated Debt Discipline Banks? Empirical Evidence of Market Discipline in Europe

Art der Arbeit, Hochschule:

Bachelorarbeit, Johann Wolfgang Goethe Universität

Aktuelle Tätigkeiten:

Masterstudent in Finance an der Universität Bocconi und HEC Paris

JUMS-Ausgabe:

Junior Management Science 4 (2), 2019, 228-240

Artikel-Seite:

 https://jums.academy/d-schuerk/

Interview

JUMS: Lieber Daniel, Du hast in deiner Bachelorarbeit untersucht, ob nachrangiges Fremdkapital das Risikoverhalten von Banken disziplinieren kann. Wie bist du auf dieses Thema gekommen?
Daniel Schürk:Die Diskussion um den Einsatz von „Subordinated Debt“, also nachrangigem Fremdkapital, war zur Zeit meiner Arbeit, im Sommer 2017, sehr aktuell – gerade vor dem Hintergrund neuer europäischer Regularien im Bankensektor („Banking Resolution and Recovery Directive“ BRRD) und der Drohkulisse krisenanfälliger italienischer Banken. Der Richtungsvorschlag für meine Arbeit kam schließlich von meinem Professor, Herrn Prof. Krahnen, der zu verwandten Themen forscht und auch die Europäische Kommission beriet.
In enger Abstimmung habe ich nach eigener Literaturarbeit meine eigene wissenschaftliche Fragestellung ausgearbeitet.

 

JUMS: Kannst du die Ergebnisse deiner Arbeit kurz zusammenfassen? Wie beeinflusst nachrangiges Fremdkapital das Risikoverhalten einer Bank?
Daniel Schürk:Die neuen Regularien zur Kapitalisierung von Banken legen fest, dass Banken sich unter anderem mit diesen nachrangigen Anleihen finanzieren müssen. Im Falle einer drohenden Schieflage einer Bank werden diese Instrumente zuerst abgeschrieben, haften also für Verluste der Bank. Wenn Investoren nun sehen, dass das Risiko einer Bank steigt, fordern sie dafür höhere Renditen, gerade bei den „nachrangigen“ Anleihen. Zusätzlich ergibt sich durch die Ausschläge der Marktpreise ein Warnsignal, auf das die Aufsichtsbehörden mit verschärften Maßnahmen reagieren können.

Ich habe untersucht, ob die gehandelten Preise bzw. Renditen für „Subordinated Debt“ auch das Risiko von Banken widerspiegeln. Ich konnte zeigen, dass sich bestimmte Parameter (wie zum Beispiel die Profitabilität, das Volumen an faulen Krediten, der Verschuldungsgrad) signifikant in den Preisen dieser Anleihen widerspiegeln, dass Investoren bzw. der Markt also durchaus empfindlich auf Risiken reagieren und Banken „bestrafen“, indem höhere Renditen verlangt werden. Damit dieser Mechanismus, genannt Marktdisziplin, allerdings auch in Zukunft effektiv funktioniert, müssen einige Bedingungen erfüllt sein, die unter anderem durch die neuen Regularien sichergestellt werden sollen. Wer darüber mehr erfahren will, kann gerne einen Blick in meine Arbeit in der letzten Ausgabe der JUMS werfen.

 

JUMS: Du hast eine eigene empirische Studie für deine Bachelorarbeit durchgeführt. Kannst Du erklären, wie Du dich methodisch daran angenähert hast? Wie bist Du an die Daten deiner Arbeit gekommen?
Daniel Schürk: Nach der anfänglichen Literaturarbeit habe ich mich gefragt: Was sind meine Hypothesen, welche Daten brauche ich zur Überprüfung dieser und wie müssen die Daten strukturiert sein, um sie mit statistischer Software interpretierbar zu machen? Meine Daten habe ich von Anbietern wie Bloomberg oder Thomson Reuters bezogen, auf die wir in der Universität zugreifen können. Zur statistischen Auswertung habe ich die Software STATA verwendet. Mit einer sogenannten „Panelregression“ konnte ich Abhängigkeiten in meinem Datensatz sowohl über die Jahre verteilt, als auch zwischen verschiedenen Banken erkennen.

 

JUMS: Du hast nun eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, was waren für dich persönlich Herausforderungen?  Was würdest Du anderen Studenten im Vorfeld ihrer Bachelor- bzw. Masterarbeit empfehlen?
Daniel Schürk: Ein strukturiertes Vorgehen, Selbstständigkeit und eine starke Neugierde an den Fragestellungen rund um das Thema sind das Wichtigste. Die größte Herausforderung war es dabei, stets kritisch seine eigenen Argumente zu hinterfragen und das Thema auf die klar formulierte Fragestellung herunterzubrechen. Man muss außerdem mit Methoden, Software und Konzepten arbeiten, die man nicht unbedingt im Studium beigebracht bekommen hat. Der Austausch mit einigen Kommilitonen und Promovierenden war dabei sehr hilfreich, um die Methodik und Ergebnisse zu diskutieren und Anregungen zu bekommen.

 

JUMS: Wieso bist Du auf die Idee gekommen, deine Abschlussarbeit bei JUMS einzureichen?
Daniel Schürk: Nach der Abgabe wollte ich meine Arbeit und die Erkenntnisse daraus nicht einfach anstauben lassen. Die mögliche Veröffentlichung sah ich als eine Art Wertschätzung und Würdigung für die eigene Arbeit. Außerdem wollte ich meine Erkenntnisse einem breiteren Publikum öffnen. Die Idee zur Veröffentlichung studentischer Arbeiten finde ich genial, gerade auch um das Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten anzuregen.

 

JUMS: Du hast deinen Bachelorabschluss gemacht, steht jetzt für dich der Master an? Ist die Wissenschaft eine Option für dich?
Daniel Schürk: Nach meinem Bachelorabschluss bin ich im Rahmen eines „Gap-Years“ erst einmal in die Praxis eingetaucht. Bei einem Praktikum in der Strategieberatung und während einer selbstständigen Tätigkeit konnte ich die Konzepte aus meinem Studium anwenden. Meinen Master habe ich gleich danach, im letzten Jahr, angefangen: Ich studiere derzeit Finance an der Universität Bocconi in Mailand und an der HEC Paris im Doppelstudium (Double Degree). Ich freue mich, im nächsten Jahr bei der Masterarbeit wieder zu wissenschaftlichen Fragestellungen zu schreiben und vielleicht an meine Bachelorarbeit anknüpfen zu können. Eine Promotion zu späterem Zeitpunkt kann ich mir auch durchaus sehr gut vorstellen, eine rein wissenschaftliche Karriere allerdings weniger.

 

JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”
Daniel Schürk: …eine hoch interessante wissenschaftliche Fragestellung zu beantworten, die wichtige Implikationen für die Praxis in der Bankenwelt hat.

 

JUMS: Vielen Dank, lieber Daniel, für die interessanten Einblicke in deine Arbeit und für die Tipps, die du unseren Leserinnen und Lesern geben konntest. Wir wünschen dir für deine weitere Zukunft viel Erfolg!