JUMS trifft … Johannes Weindl
JUMS veröffentlicht nicht nur – es recherchiert auch.
Neben exzellenten Abschlussarbeiten, präsentieren wir auf unserem Blog auch interessante Fakten und nützliche Informationen. Dazu gehört es auch, dass wir bisherige Autoren im JUMS-Journal zu ihren Arbeiten befragen und Sie um Tipps für zukünftige Absolventen bitten.
Heute haben wir uns mit Johannes Weindl von der Technischen Universität München getroffen, der mit seiner Arbeit ‚Potenziale von Batteriespeichersystemen zur Regelenergiebereitstellung‘ in der aktuellen Ausgabe von JUMS auftauchte. Weiterhin ist er Preisträger des prevero awards der TU München für herausragende Abschlussarbeiten, weiß also genau, worauf es beim Verfassen einer ausgezeichneten Bachelorarbeit ankommt.
Steckbrief: Johannes Weindl
Titel der Arbeit:
Potenziale von Batteriespeichersystemen zur Regelenergiebereitstellung
Art der Arbeit, Hochschule:
Bachelorarbeit, Technische Universität München
Aktuelle Tätigkeiten:
Praktikum im Bereich Assurance – Industrial Services, PwC
Finanzvorstand der „bonding Studenteninitiative e.V.“, Hochschulgruppe München
JUMS-Ausgabe:
Junior Management Science 1 (2016), 275-300
Artikel-Seite:
https://jums.academy/potenziale-von-batteriespeichersystemen-zur-regelenergiebereitstellung-weindl/
Interview
JUMS: Lieber Herr Weindl, Sie studieren bereits seit dem Bachelor Technologie- und Managementorientierte BWL, kurz TUM-BWL, an der TU in München. Können Sie unseren Lesern kurz darlegen, was der Unterschied zu einem „normalen“ BWL-Studium ist und welche Vorteile sich für Sie daraus ergeben?
Johannes Weindl: Die TUM als Technische Universität integriert in ihr BWL-Studium auch Technik: 1/3 der Studieninhalte sind ingenieurwissenschaftlich, in meinem Fall meint das Elektrotechnik. Da ich mich sehr für Energiemärkte interessiere, kann ich durch die technische Komponente im Studium ein Verständnis für die Funktionsweise von Energienetzen und die technischen Begebenheiten der verschiedenen Energieträger entwickeln.
JUMS: Die technologische Komponente haben Sie natürlich auch in Ihrer publizierten Bachelorarbeit aufgenommen. Welchen grundlegenden Problemstellungen haben Sie sich in Ihrer Arbeit gewidmet?
Johannes Weindl: In meiner Abschlussarbeit habe ich mich zunächst mit der Funktionsweise des (Primär-) Regelenergiemarktes in Deutschland und dem aktuellen Stand der großformatigen Batteriespeichertechnik beschäftigt. Darauf aufbauend habe ich mir dann angeschaut, ob es wirtschaftlich ist, beides zusammenzubringen: Mit Batteriespeichersystemen Primärregelenergie anzubieten.
JUMS: Inwiefern konnten Sie diese Problemstellung lösen?
Johannes Weindl: Als Ausgangsbasis für meine Wirtschaftlichkeitsberechnung habe ich ein Excel-Modell aufgestellt. Dieses bildete die Anforderungen des Regelenergiemarktes ab, wie zum Beispiel den minütlichen Umfang der Aktivierung von Primärregelenergie über ein Jahr hinweg. Darüber hinaus habe ich darin auch die technischen Gegebenheiten von Batteriespeichern abbildet, wie das nötige Lademanagement. Natürlich wurden auch die regulatorischen Anforderungen der Übertragungsnetzbetreiber, die für den Regelenergiemarkt verantwortlich sind, berücksichtigt. Die Ergebnisse aus diesem Modell, die Erlöse und verschiedenen Kosten, wurden dann in eine Kapitalwertberechnung integriert und so die Rentabilität des Systems überprüft.
JUMS: Lassen sich daraus Handlungsempfehlungen für die momentane Umsetzung der Energiewende ableiten?
Johannes Weindl: Die Anforderungen der Übertragungsnetzbetreiber an die Betreiber von Batteriespeichern sind, meiner Meinung nach, vergleichsweise hoch. So werden sehr große Kapazitätspuffer gefordert, die laut meinem Modell, in der Realität in diesem Umfang nicht notwendig sind. Batteriespeicher sind deswegen aktuell gegenüber anderen Technologien zur Regelenergiebereitstellung benachteiligt. Daher wäre meine Handlungsempfehlung, diese strikten Regelungen, die erst seit August 2015 in Kraft sind, wieder zurückzudrehen. Was die Umsetzung der Energiewende betrifft, können Batteriespeicher sicher einen Beitrag leisten, noch mehr Potential liegt aber sicherlich in einer intelligenten Steuerung auf Verbraucherseite.
JUMS: Legen wir den Fokus auf weitere Gegebenheiten beim Erstellen einer Abschlussarbeit. Wie wichtig war für Sie die Wahl Ihres Betreuers der Arbeit?
Johannes Weindl: Es ist denke ich sehr wichtig, einen Betreuer zu finden, der sich für das Thema der Abschlussarbeit wirklich begeistern kann. Die Wahl des „richtigen“ Betreuers hängt aber auch sehr stark von der eigenen Arbeitsweise ab. Ich habe es sehr geschätzt, dass mir mein Betreuer sehr viel Freiraum in der Gestaltung meiner Bachelorarbeit gelassen hat, er aber bei Fragen meinerseits auch immer einen Rat für mich parat hatte. Es gibt sicher auch Studenten, die es vorziehen, von ihrem Betreuer klare Meilensteine vorgegeben zu bekommen, an denen man sich dann entlanghangelt. Die Wahl des richtigen Betreuers hängt also auch sehr von der eigenen Arbeitsweise ab.
JUMS: Wie lange ist bei Ihnen an der TU München die Bearbeitungszeit für eine Bachelorarbeit und ist das Ihrer Meinung nach ausreichend?
Johannes Weindl: Die Bearbeitungszeit der Bachelorarbeit beträgt an der TUM 3 Monate. Das erachte ich eigentlich auch für ausreichend für eine Abschlussarbeit, die rund 40 Seiten umfassen soll, sofern man sich nicht noch nebenher auf mehrere Klausuren vorbereiten muss. Viele Betreuer geben Einem vor dem offiziellen Beginn der 3 Monatsfrist aber auch erst einmal Zeit, sich etwas in das Thema einzulesen, sodass man gleich zu Beginn der Bearbeitungszeit gut im Thema eingearbeitet ist und vielleicht schon eine Vorstellung davon hat, wie die fertige Abschlussarbeit auszusehen hat.
JUMS: Sie haben mit Ihrer Arbeit sowohl den prevero award 2015 erhalten als auch eine Publikation im JUMS erreicht. Konnten Sie bereits bei Abgabe Ihrer Arbeit absehen, dass das eine herausragende Leistung gewesen sein könnte oder überwiegt am Anfang erst einmal die Selbstkritik?
Johannes Weindl: Im ersten Moment hat bei mir tatsächlich etwas die Selbstkritik überwogen. Auch bei der zehnten Probelesung findet man immer noch Sachen, die man gerne noch anpassen oder umformulieren will. Auf der anderen Seite hatte ich wirklich sehr viel Zeit in meine Bachelorarbeit gesteckt und hatte dann bei der Abgabe fast etwas die Sorge, dass die ganze Mühe am Ende vielleicht gar nicht vollumfänglich honoriert wird. So hatte ich zwischenzeitlich 55 ausformulierte Seiten und musste dann erst mal auf das erlaubte Maß von 40 Seiten +10% runterkürzen. Aber vielleicht war das am Ende sogar mein Erfolgsgeheimnis, da durch das Kürzen nur die besten Abschnitte übrig geblieben sind. Letztlich war meine anfängliche Sorge total unbegründet und das Herzblut, das ich in die Arbeit gesteckt habe, wurde durch den prevero award und die Veröffentlichung im JUMS mehr als honoriert.
JUMS: Da wir schon bei der Abgabe von Abschlussarbeiten sind: Sie beginnen demnächst mit Ihrer Masterarbeit, werden wir diese auch in einer der kommenden Ausgaben von JUMS studieren dürfen?
Johannes Weindl: Mit meiner Masterarbeit werde ich voraussichtlich im nächsten Sommer beginnen, jetzt mache ich erst mal ein sechsmonatiges Praktikum bei PwC in der Wirtschaftsprüfung. Aber es wäre mir natürlich eine Ehre, wenn ich auch meine Masterarbeit in einer Ausgabe von JUMS veröffentlichen dürfte.
JUMS: Zum Abschluss gibt es bei uns immer einen unkonventionellen Ergänzungssatz, Ihrer lautet: Seine erste wissenschaftliche Arbeit zu schreiben ist vergleichbar mit…
Johannes Weindl: …dem Stranden auf einer einsamen Insel. Ähnlich wie bei einem Abschlussarbeitsthema, in das man neu einsteigt, wird man dort zu Anfang erst etwas orientierungslos umherirren, bevor man, durch gründliches Auskundschaften, ein detailliertes Bild von der Insel und ihren Lebensverhältnissen bekommt. Vielleicht dringt man dabei sogar in Winkel vor, die keiner vor einem je erforscht hat. Zum Ende der Abschlussarbeit ist man dann vielleicht schon ein Experte im Themengebiet und kann sich als „King of the Island“ fühlen. ;)
JUMS: Vielen Dank, Herr Weindl, für Ihre Bereitschaft und Offenheit bei der Beantwortung der Interviewfragen. Wir wünschen Ihnen für Ihren akademischen und beruflichen Werdegang nur das Beste!