JUMS trifft …Layla Martin

JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.

Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, und unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.

Heute haben wir uns dazu mit Layla Martin, Master-Absolventin der Technischen Universität München, deren Masterarbeit „Extending Kolkata Paise Restaurant Problem to Dynamic Matching in Mobility Markets“ in der 10. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.

Steckbrief: Layla Martin

Titel der Arbeit:

Extending Kolkata Paise Restaurant Problem to Dynamic Matching in Mobility Markets

Art der Arbeit, Hochschule:

Masterarbeit, Technische Universität München

Aktuelle Tätigkeiten:

Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Doktorandin am Lehrstuhl für Logistik und Supply Chain Management und im Rahmen des DFG Graduiertenkollegs „Advanced Optimization in a Networked Economy“ (GRK2201) der Technischen Universität München

JUMS-Ausgabe:

Junior Management Science 4 (1), 2019, 1 – 34

Artikel-Seite:

https://jums.academy/l-martin/

Interview

JUMS: Liebe Layla, deine Arbeit beschäftigt sich mit dem Vehicle for Hire Problem (VFHP) und dem Kolkata Paise Restaurant Problem (KPRP). Kannst Du kurz erklären, was diese beiden Probleme sind?

Layla Martin: Das KPRP wurde von Chakrabarti und Kollegen als Erweiterung des El Farol Bar Problem (Arthur, 1994) modelliert und beschreibt, wie sich Agenten, das heißt unabhängige Entscheider, auf verschiedene Wahlmöglichkeiten verteilen, ohne sich dabei abzustimmen. Die Autoren wenden das Modell auf Tagelöhner in Kolkata (Indien) an, die in ihrer Mittagspause in einem „Paise“ Restaurant essen, wobei alle Tagelöhner dasselbe „Ranking“ für die Restaurants haben. Wenn jedoch mehr als eine Person denselben Ort wählt, sinkt die Auszahlung für alle, da der erwartete Nutzen geteilt wird. Ich habe in meiner Masterarbeit das Problem nochmals erweitert, sodass es eine individuelle Komponente in der Bewertung gibt (die Distanz) und eine geteilte Komponente (den Nutzen), und habe die Annahme bezüglich der Kapazität aufgeweicht. Diese Modellformulierung kann beschreiben, wie sich voneinander unabhängige Taxifahrer in einer Stadt verhalten.

 

JUMS: Was hat jetzt genau die Wahl eines Restaurants damit zu tun, wie mich mein Taxi-Fahrer erreicht?

Layla Martin: Taxifahrer sind in den meisten Städten, so auch München, selbstständig. Daher ist zentrale Koordination, etwa über eine Taxizentrale, nur eingeschränkt möglich. Wenn eine andere Alternative besser ist, wird der Fahrer stets darauf ausweichen. Dieses Verhalten ist sehr ähnlich zur Koordination zwischen den Tagelöhnern im KPRP. Beide Probleme haben auch gemein, dass eine optimale Lösung, das heißt ein Nash-Gleichgewicht zu finden, nicht möglich ist, da die Anzahl der Equilibrien zu groß ist und die Berechnung zu kompliziert, um von einzelnen Personen vorgenommen zu werden.

 

JUMS: Wie bist Du zu dem Thema deiner Abschlussarbeit gekommen?

Layla Martin: Ich habe mehrere Doktoranden und PostDocs an Lehrstühlen mit für mich interessantem Forschungsgebiet angeschrieben, und gefragt, ob sie aktuell ein Thema anbieten, das zu meinem Interesse passt. Mein Betreuer hat dann das Paper vorgeschlagen mit der Idee, dies für Mobilitätsmärkte zu erweitern.

 

JUMS: Du hast zwei verschiedene Modelle analysiert und zusätzlich für das VFHP vier Modell-Varianten berücksichtigt. Wie hast Du dich methodisch deiner Arbeit genähert?

Layla Martin: Das erste Modell (KPRP) war nur Replikation existierender Strategien aus dem ursprünglichen Paper sowie weiteren Arbeiten derselben Autorengruppe. Mein Betreuer und ich haben im Anschluss diskutiert, welche Modellerweiterungen sowie welche zusätzlichen Strategien Sinn ergeben. Dann habe ich, stets numerisch und analytisch parallel, die Modellerweiterungen konsekutiv implementiert. Dadurch konnte ich immer vom vorherigen Modell lernen, welche „Besonderheiten“ durch die Erweiterungen auftreten.

 

JUMS: Du hast jetzt den Master fertig und hast vergangenes Wintersemester bereits Transportation Analytics gelehrt. Kannst Du dir vorstellen, weiterhin in der Wissenschaft tätig zu sein? Oder was sind deine nächsten Pläne?

Layla Martin: Ich habe direkt im Anschluss an die Abgabe meiner Masterarbeit Mitte 2017 mit der Promotion begonnen, ich denke, dass ich damit noch etwa drei Jahre beschäftigt sein werde. Im Anschluss strebe ich eine Karriere in der Wissenschaft an.

 

 

JUMS: Was würdest Du anderen Studenten im Vorfeld ihrer Bachelor- bzw. Masterarbeit

empfehlen? Worauf müssen sie achten und was waren für dich Herausforderungen?

Layla Martin: Bei der Abschlussarbeit sollte man sich auf jeden Fall ausreichend Zeit für die Themenfindung lassen. Auch wenn Lehrstühle oft Themen ausschreiben, sind diese nicht in Stein gemeißelt, sondern können häufig noch angepasst werden. Während der Arbeit bietet es sich aus meiner Erfahrung, sowohl beim Schreiben als auch jetzt im Anschluss als Betreuerin von Abschlussarbeiten an, sich regelmäßig mit der oder dem Betreuer zu treffen.

 

 

JUMS: Wieso bist Du auf die Idee gekommen, deine Abschlussarbeit bei JUMS einzureichen?

Layla Martin: Der Hauptgrund war für mich, nochmals Feedback für meine Arbeit zu bekommen.

 

 

JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”

Layla Martin: das erste mal mich über einen längeren Zeitraum selbstständig mit einem Thema zu befassen, aber auch Ideen für die Promotion zu finden (das Thema Mobility, wie auch Wettbewerb und Koordination „verfolgen“ mich immer noch).

 

JUMS: Vielen Dank, liebe Layla, für die interessanten Einblicke und welche Tipps du unseren Leserinnen und Lesern geben kannst. Wir wünschen dir für deine weitere Zukunft viel Erfolg!