JUMS trifft …Silie Homayon Nawabi

JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.

Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, und unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.

Heute haben wir uns dazu mit Silie Homayon Nawabi, Master-Absolventin der Goethe Universität Frankfurt getroffen, deren Masterarbeit „The Effect of ECB’s Corporate Sector Purchase Programme on CDS Premia – An Empirical Analysis“ in der 10. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.

Steckbrief: Silie Homayon Nawabi

Titel der Arbeit:

The Effect of ECB’s Corporate Sector Purchase Programme on CDS Premia – An Empirical Analysis

Art der Arbeit, Hochschule:

Masterarbeit, Goethe Universität Frankfurt

Aktuelle Tätigkeiten:

Business Analyst bei BearingPoint

JUMS-Ausgabe:

Junior Management Science 4 (1), 2019, 123-150

Artikel-Seite:

https://jums.academy/s-nawabi/

Interview

JUMS: Liebe Silie, Du hast untersucht, wie sich die Erweiterung des EZB-Anleihekaufprogramms auf die Realwirtschaft auswirkt. Wie bist Du auf die Idee gekommen, dich damit in deiner Master-Arbeit auseinanderzusetzen?

Silie Homayon Nawabi: Als Reaktion auf die Euro-Krise ist die EZB mit ihrem Anleihekaufprogramm in die Politik der quantitativen Lockerung eingestiegen, mit dem Ziel so über eine höhere Kreditvergabe die Wirtschaft und die Inflation anzukurbeln. Seit März 2015 erwirbt die Notenbank regelmäßig Schuldscheine am offenen Markt. Zunächst ausschließlich von Staaten, später auch von ausgewählten Unternehmen. Sie setzt darauf, dass das Geld, welches dadurch in den Umlauf kommt, der Wirtschaft hilft, sich günstiger zu finanzieren.

In der Theorie ist jedoch die Wirksamkeit solcher geldpolitischen Instrumente auf die Realwirtschaft umstritten. Diese Ambiguität in der aktuellen Forschung hat meine Aufmerksamkeit geweckt und mich motiviert, mich mit dem Thema näher auseinanderzusetzen.

 

JUMS: Du beschreibst die geldpolitische Strategie der EZB als Reaktion auf die globale Finanz- und europäische Staatsschuldenkrise. Wie bist Du auf den Schwerpunkt der Corporate Sector Purchase Programme-Initiative gekommen und wie hast Du diese Eingrenzung vorgenommen?

Silie Homayon Nawabi:  Tatsächlich hat mein Betreuer in diesem Gebiet geforscht und mir das

Thema vorgeschlagen. Das hat sehr gut zu meinem Forschungsinteresse gepasst, denn die EZB hatte erst jüngst angekündigt ihr umfangreiches Wertpapierkaufprogramm im Rahmen des CSPP auf Unternehmensanleihen auszuweiten. Was aber hatte die EZB genau vor? Welche Folgen hatte das für Unternehmen, Anleger und die Konjunktur? Diese Fragen wollte ich mit meiner Arbeit angehen.

 

JUMS: Als Reaktion auf die Verschärfung der Wirtschaftskrisen im Euroraum hat unter anderem die EZB eine konventionelle und auch unkonventionelle Geldpolitik betrieben. Du hast dich entschieden, dich mit der unkonventionellen Geldpolitik, genauer gesagt mit Corporate-Sector-Purchase-Programms zu beschäftigen. Kannst Du kurz erklären, was das ist?

Silie Homayon Nawabi: Wie bereits erwähnt, kündigte Mario Draghi im März 2016 an, die EZB-Investitionen im Rahmen des CSPP erstmals auf Unternehmensanleihen auszuweiten. Das CSPP ist ein geldpolitisches Instrument mit dem Ziel, die Inflation mittelfristig auf ein Level von unter, aber nahe 2% zu halten und die Kreditkonditionen für Unternehmen in der Eurozone zu verbessern. Genauer gesagt, Unternehmen die Möglichkeit zu geben die Refinanzierung über Banken zu umgehen, zugunsten der Kapitalmarktfinanzierung. Koordiniert wird das Programm von der EZB, jedoch praktisch umgesetzt von sechs nationalen Zentralbanken. Die Käufe finden sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt statt.

Allgemein kommen aber für den Kauf nicht alle möglichen Anleihen in Frage, sondern nur solche, die den strengen Kriterien der EZB entsprechen. Unter anderem werden lediglich in Euro denominierte Investment-Grade-Anleihen von Emittenten, die im Euro-Währungsgebiet ansässig sind, erworben.

 

JUMS: Kannst Du kurz zusammenfassen, welche Ergebnisse Du in deiner Masterarbeit erzielt hast?

Silie Homayon Nawabi: In meiner Arbeit habe ich die Wirkung des CSPP auf die CDS Spreads betroffener Unternehmen in der Eurozone untersucht. Allein die Ankündigung des Anleihekaufprogramms im Frühjahr 2016 deutete auf eine fallende Tendenz der CDS Preise hin quer über alle Sektoren. Meine weitere Untersuchung bestätigte, dass der Kauf eine Spreadeinengung für Emittenten, die in das Kaufprogramm aufgenommen wurden, bewirkte, wobei für manche Sektoren die Spreaddifferenz deutlicher ausfiel als für andere. Daraus kann man schließen, dass die EZB mit ihrer expansiven Geldpolitik ihr Ziel erfolgreich erreicht hat.

 

JUMS: Gab es Ergebnisse innerhalb deiner Masterarbeit, die dich überrascht oder verwundert haben?

Silie Homayon Nawabi: Vorangegangene Literatur berichtete von positiven Übertragungseffekten für Emittenten, die nicht unter das Kaufprogramm fielen; dass also insbesondere kleine und mittlere Unternehmen von den EZB-Investitionen profitiert hätten. Begründet wurde die These damit, dass durch die Verdrängung der Banken aus dem Markt für Unternehmensanleihen, diese die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen verlagerten.

In diesem Zusammenhang konnte ich jedoch keine eindeutigen Ergebnisse feststellen. Meine Arbeit deutete vielmehr auf eine Divergenz zwischen CSPP-fähigen und -nicht fähigen Emittenten. Im Umkehrschluss heißt das, dass nicht alle Markteilnehmer von den vorteilhaften Bedingungen an den Anleihemärkten profitiert haben.

 

JUMS: Was würdest Du anderen Studenten im Vorfeld ihrer Bachelor- bzw. Masterarbeit

empfehlen? Worauf müssen sie achten und was waren für dich Herausforderungen?

Silie Homayon Nawabi: Ausschlaggebend sind allgemein gutes Zeitmanagement und Disziplin, um eine Arbeit erfolgreich in einem angemessenen Zeitraum zu bewältigen. In diesem Zusammenhang sollte man zunächst ein Konzept erstellen, welches man auch im Laufe der Zeit problemlos anpassen kann. Das hilft, strukturiert zu arbeiten, und das vorgenommene Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Da ich selbst eine empirische Arbeit verfasst habe, kann ich außerdem aus Erfahrung empfehlen, folgende Fragen schon im Voraus zu klären: Wie kann man die notwendigen Daten erheben und konsistent aufbereiten? Welche statistischen Modelle sollen zum Einsatz kommen? Wie hat man vor, die Daten auszuwerten? Darüber hinaus sollte nicht vernachlässigt werden, dass gleichzeitig neben der Auswertung des Materials eine ausgiebige Literaturrecherche wichtig ist, um den aktuellen Kenntnisstand zu ermitteln und korrekt wiederzugeben.

 

JUMS: Wie geht es für dich nach dem Masterstudium weiter? Ist die Wissenschaft eine Option?

Silie Homayon Nawabi: Ich bin bereits in den Beruf eingestiegen als Unternehmensberaterin. Grundsätzlich schließe ich jedoch eine Karriere in der Wissenschaft nicht aus. Insbesondere eine Promotion kann ich mir in der näheren Zukunft sehr gut vorstellen, da mir das wissenschaftliche Arbeiten große Freude bereitet hat.

 

JUMS: Wieso bist Du auf die Idee gekommen, deine Abschlussarbeit bei JUMS einzureichen?

Silie Homayon Nawabi: Tatsächlich bin ich zufällig auf JUMS über die sozialen Medien gestoßen und war begeistert über die Möglichkeit meine Arbeit als Studentin veröffentlichen zu können.

 

JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”

Silie Homayon Nawabi: sich systematisch mit einem Themenkomplex auseinanderzusetzen und Spaß an der Forschung zu finden.

 

JUMS: Vielen Dank, liebe Silie, für die interessanten Einblicke in deine Arbeit und welche Tipps du unseren Leserinnen und Lesern geben kannst. Wir wünschen dir für deine weitere Zukunft viel Erfolg!