Wie finde ich das Thema für meine Abschlussarbeit?
– Tipps für BWLer und Wirtschaftswissenschaftler – 

 

Am Ende deines Studiums stehst Du vor der letzten Hürde: die Abschlussarbeit. Doch bevor Du dich für mehrere Wochen und Monaten mit dieser letzten Hürde auseinandersetzt, steht zunächst die Themenfindung für die Arbeit an – und die sollte gut vorbereitet sein.

 

Das Thema deiner Abschlussarbeit sollte selbstverständlich einen Bezug zu deinem Studienfach Betriebswirtschaftslehre bzw. den Wirtschaftswissenschaften haben. Innerhalb dieses Bereiches kannst Du aber selbst entscheiden, welcher Fachbereich für dich und deine Arbeit geeignet ist. Optimalerweise hast Du in einem Fachbereich, wie der Unternehmensführung, Marketing, Logistik oder im Bereich Finance, bereits zuvor Vorlesungen besucht und kennst dich daher mit den Grundlagen und ersten Ansätzen zur aktuellen Forschung aus. Doch wie kommst Du nun zu einer relevanten Fragestellung, für die Du dich auch begeistern kannst? Ideen für deine Arbeit kannst Du eigentlich überall finden. Wir haben dir hier einige Tipps aufgezählt, um dir die Suche zu erleichtern.

 

Schon viele Ideen verworfen? – Wir helfen dir das Thema für die Abschlussarbeit zu finden!

 


Auswahl: Wie komme ich zu interessanten Themenbereichen?

  1. Bisherige Inhalte aus dem Studium

Du hast in deinem bisherigen Studium ja schon etliche Vorlesungen besucht und Seminare absolviert – welche Themen haben dich besonders interessiert? Welches Seminar hat dir am meisten Spaß gemacht? Welche Seminararbeit war besonders spannend zu schreiben? Überlege, welche Inhalte dich in deinem bisherigen Studium interessiert haben, auch aus diesen Inhalten lässt sich ein Thema finden. Oft können auch Seminararbeiten als Vorarbeit für eine Abschlussarbeit genutzt werden, indem bisherige Fragestellungen vertieft oder weiterentwickelt werden. Und auch in Vorlesungen geben Professor*innen und Dozent*innen Hinweise auf Forschungsthemen und interessante Fragestellungen. Es lohnt sich, diese Hinweise mitzuschreiben, vor allem, wenn Du in diesem Fachbereich ein Interesse hast. Ebenso kann sich aus einem Gespräch nach einer besonders spannenden Vorlesung eine Themenstellung ergeben.

  1. Aktuelle Publikationen

Schau doch auch einmal in aktuellen Publikationen nach, welche Themen gerade aktuell sind, zu welchen Themen und Fragestellungen momentan geforscht wird und ob Du dort Inspirationen für deine Arbeit finden kannst. Häufig finden sich Literature Reviews, also Literaturübersichten zum aktuellen Forschungsstand in gewissen Fachbereichen, auch bei JUMS wurden schon einige veröffentlicht, wie beispielsweise Sebastian Schär mit seiner Arbeit State-of-the-Art dynamischer Methoden zur multikriteriellen Entscheidungsunterstützung.

 

Literature Reviews helfen nicht nur, eine gute Übersicht über den aktuellen Forschungsstand zu bekommen; sie geben häufig auch Hinweise, welche Fragestellungen bisher wenig oder gar nicht untersucht sind. Ebenso geben Forscher in ihren Papern oft in der „Future Research“ Sektion, ganz am Ende ihrer Paper, Hinweise darauf, wie weiter geforscht werden könnte. Oft lohnt es sich, Paper aufmerksam zu lesen.

  1. Persönliche Interessen

Hast Du Hobbys, die Du für die Themenauswahl nutzen kannst? Interessieren dich bestimmte Sportarten? Schau einfach mal, ob sich bei einigen deiner Hobbys oder anderen Interessen Bezüge zu deinem Studiengang herstellen lassen. Aus persönlichem Interesse entsteht oft auch ein einzigartiger Zugang zu Daten. Kommst Du etwa aus einer Familie mit landwirtschaftlichem Betrieb oder einem klassischen Familienunternehmen? Dann könnte ein Thema rund um die Nachfolgeregelung im Betrieb für dich relevant sein. Du brennst für das Thema Fußball? So könnte sich hieraus eine Fragestellung ergeben, wie etwa unser Autor Niklas T. Bretschneider, der sich bei seiner Arbeit Revenue Sharing in European Football: An Assessment of the Bundesliga’s New Four-Pillar Model mit der Bundesliga auseinandergesetzt hat.

  1. Brainstorming

Wenn Du an deine Abschlussarbeit denkst, schießen dir sicher sofort potentielle Themenbereiche in den Kopf, am besten setzt Du dich einmal hin und schreibst dir die Ideen auf, die dir in den Kopf kommen. Das können große Trendthemen wie Digitalisierung, New Work oder auch Industrie 4.0 sein, welche Du für deinen Fachbereich dann näher betrachten kannst.

  1. Kommilitonen / Freunde

Sprich auch mal mit deinen Kommilitonen und Freunden, die auch momentan an der Themenfindung sitzen und sprecht über eure Ideen. Manchmal ergibt sich aus einem solchen Gespräch noch eine neue Idee. Bei JUMS sind auch schon über 60 Bachelor- und Masterarbeiten publiziert worden, schau auch gerne hier, welche Themen dich interessieren und lass dich gerne von den Arbeiten unserer Autoren inspirieren. 

  1. Berufserfahrung

Hast Du schon Praktika in Unternehmen gemacht oder als Werkstudent gearbeitet? Auch aus der Praxis können Ansätze für neue Forschungsfragen, Themen und Problemstellungen für die Wissenschaft entstehen. Mit welchen Problemen warst Du im Unternehmen konfrontiert? Bist Du auf eine Fragestellung gestoßen, die Du gerne näher betrachtet hättest, aber in dieser Zeit nicht beantworten konntest? Welche Trends (digitale Transformation, Blockchain, gesetzliche Regulierungen, verändertes Konsumentenverhalten, etc.) sind aufgekommen und haben im Unternehmen etwas „ausgelöst“? Oder auch andersherum: Hast Du einen bestimmten Berufswunsch oder einen Bereich, in dem Du gerne arbeiten würdest? Hier lassen sich auch eine Vielzahl von Themen finden und so kannst Du deinem zukünftigen Arbeitgeber auch zeigen, dass Du Interesse in diesem Bereich hast.

  1. Ausschreibungen 

Falls Du selbst überhaupt keine Ideen hast oder dich von der Auswahl erschlagen fühlst, kannst Du auch schauen, ob die Lehrstühle deiner Uni momentan Themen für Abschlussarbeiten ausgeschrieben haben. So ersparst Du dir die Themensuche und hast in vielen Fällen auch schon eine/n Betreuer*in. Bei ausgeschriebenen Themen arbeitest Du in der Regel innerhalb eines größeren Projektes mit, sodass die Ergebnisse deiner Arbeit für weitere Zwecke verwendet werden. Daher ist die Betreuung deiner Abschlussarbeit wahrscheinlich engmaschiger und Du hast immer eine/n Ansprechpartner*in, jedoch ist auch so im Regelfall der Druck größer, dass Du mit den Ergebnissen deiner Arbeit für das Projekt einen Beitrag lieferst. 

Übrigens: Nicht alle Lehrstühle sind bereits digital unterwegs. Manchmal lohnt es sich auch die Aushänge an den Lehrstühlen anzuschauen.

  1. Unternehmen

Ebenfalls kannst Du deine Abschlussarbeit natürlich auch als Bachelorand oder Masterand im Unternehmen schreiben. Dann bist Du meistens für drei bis sechs Monate im Unternehmen für ein Praktikum und kannst dort schon Berufserfahrungen sammeln und parallel deine Abschlussarbeit anfertigen. Zum Teil sind dazu die Themen schon in der Stellenausschreibung vorgegeben, manchmal stehen auch nur die Abteilungen fest und Du kannst dir das genaue Thema selbst aussuchen. Wenn Du deine Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben möchtest, kannst Du Theorie und Praxis verbinden, aber musst sowohl die Uni als auch das Unternehmen mit deiner Arbeit zufriedenstellen. Das ist meistens deutlich zeitaufwendiger als deine Arbeit an der Uni zu schreiben, in vielen Fällen erhältst Du jedoch auch eine Vergütung.

 

Tipp: Suche dir ein Thema, was dich wirklich interessiert und nicht das erstbeste, was dir über den Weg läuft! Du musst dich mehrere Wochen und Monate mit dieser Fragestellung auseinandersetzen, daher solltest Du auch ein persönliches Interesse haben, dein Thema zu bearbeiten!

Mein persönlicher Tipp: Wenn Du selbst kein Thema findest, für welches Du richtig “brennst”, dann schau dir an, was deine mögliche Betreuerin
oder der Betreuer in der Doktorarbeit behandelt. Vielleicht kannst Du so ein Thema entwickeln, das für euch beide interessant ist!

Prof. Dr. Dominik van Aaken, JUMS-Editor sowie Professor für Strategisches Management und Organisation, Universität Salzburg

Eingrenzung

Wie Du gesehen hast, gibt es viele Möglichkeiten, zum richtigen Thema zu kommen. Dennoch ist es auch wichtig, dass Du mit deiner Abschlussarbeit nicht versuchst, die ganze Welt zu erklären. Daher ist es wichtig, dein Thema einzugrenzen.

Hier findest Du die Schritte, die dir dabei helfen, deine Forschungsfrage einzugrenzen:

  1. Themengebiet eingrenzen – Aus welchem Gebiet stammt das Thema, mit dem Du dich in deiner Arbeit beschäftigen möchtest –  kannst Du aus diesem Thema schon ein Teilgebiet ableiten? Falls dein Thema noch zu umfangreich ist, kannst Du es zeitlich, geographisch, nach verschiedenen Theorien, Personengruppen und nach vielen weiteren Kriterien  eingrenzen.
  2. Zielsetzung – Welches Ziel möchtest Du mit deiner Abschlussarbeit erreichen? Möchtest Du eine Theorie auf ein neues Gebiet anwenden, eine Hypothese bestätigen oder eben falsifizieren oder mit einem Anwendungsbeispiel arbeiten? Versuche hier schon auf die Problemstellung deiner Arbeit einzugehen.
  3. Welche bisherigen Erkenntnisse und Überlegungen gibt es bereits in dem Bereich, in dem Du deine Arbeit anfertigen möchtest? Kannst Du deine bisherigen Überlegungen damit anreichern? Wie sieht also dein potenzieller Beitrag zum bisherigen Erkenntnisstand aus?
  4. Forschungsfrage – Versuche nun anhand deiner Zielsetzung und deinem eingegrenzten Thema eine Forschungsfragen zu formulieren, die Du innerhalb deiner Arbeit beantworten möchtest.
  5. Hypothesen – Nun kannst Du anfangen, zum Thema deiner Arbeit Hypothesen anzufertigen. Also zum Beispiel die Frage, ob Du etwas bestätigen oder verneinen möchtest. Stelle auch ruhig einige Überlegungen mehr auf als Du in deiner späteren Arbeit behandeln möchtest, dies hilft dir womöglich bei der Eingrenzung. Falls Du explorativ ein Phänomen erkunden möchtest, da es sich so in der Literatur noch nicht findet, braucht es natürlich auch keine Hypothesen, die aus der Literatur abgeleitet werden.
  6. Arbeitsmethoden – Wie möchtest Du dich methodisch deiner Arbeit nähern? Hast Du schon eine Idee, welche Daten in Frage kommen, möchtest Du Interviews führen, eine Umfrage machen oder bisherige Datensätze nutzen? Arbeitest Du mit einer Literaturrecherche? Eigenen sich Experimente oder Beobachtungen? Auch die (relevante) Methodenauswahl grenzt deine Abschlussarbeit weiter ein.

Falls Du jetzt noch keine Forschungsfrage formulieren kannst, kannst Du die einzelnen Schritte noch einmal durchgehen und versuchen, dort noch weiter einzugrenzen.

Tipp: Falls Du dein Thema selbst noch nicht genügend eingrenzen kannst, aber eine ungefähre Vorstellung hast, vereinbare schon mal einen Termin in der Sprechstunde. Gemeinsam mit deiner/m Betreuer*in kannst Du darüber sprechen, was dich interessiert und gemeinsam werdet ihr eine Lösung finden. Das gleiche gilt, falls Du noch keine Forschungsfrage formulieren kannst, aber eine Idee für deine Arbeit hast. Nimm gerne auch deine Notizen über den „Eingrenzungsprozess“ mit in die Sprechstunde. Es ist besser etwas früher mit deiner Betreuungsperson über dein Thema zu sprechen, als sehr lange ohne richtiges Ergebnis an deiner Fragestellung zu basteln. Außerdem kannst Du vom fortgeschrittenen Wissen deines Betreuers im Themenfeld profitieren.

Sobald die Forschungsfrage steht, erstellst Du eine vorläufige Gliederung für deine Arbeit, anhand derer Du deine Forschungsfrage beantworten möchtest. Diese Gliederung kann sich während des Schreibprozesses natürlich noch verändern, jedoch ist sie für dich ein erster Anhaltspunkt, auch damit Du die inhaltliche Beantwortung deiner Forschungsfrage genauer vor Augen hast. Die bisherigen Schritte zur Eingrenzung deines Themas können für dich dabei der erste Anhaltspunkt sein.


Zusammen mit deiner/m Betreuerin*in kannst Du dann noch gemeinsam an der genauen Fragestellung und Gliederung arbeiten.

Sprechstunde bei deiner/m Betreuer*in

Sobald Du deine Forschungsfrage formuliert und eine Gliederung erstellt hast, vereinbarst Du mit deinem Betreuer einen Termin für die Sprechstunde. Einige Dozenten erwarten auch ein Exposé über das Thema und die Zielsetzung deiner Abschlussarbeit, informiere dich im Vorfeld, ob dein Lehrstuhl und dein/e Dozent*in ebenfalls ein Exposé fordern.

In der Sprechstunde stellst Du deine Forschungsfrage und Gliederung vor und dein/e Betreuer*in wird dir dazu Tipps geben. Sei bitte nicht verunsichert, wenn sich bereits nach dem ersten Gespräch die Forschungsfrage und die Gliederung noch einmal ändern. Dein/e Betreuer*in hat noch einmal einen ganz anderen Blick und wird dir helfen, sodass Du meistens sofort mit der Arbeit anfangen kannst, sobald dein Thema und deine Gliederung abgesegnet wurden!

Wir hoffen, Dir haben unsere Tipps für die Themenfindung weitergeholfen. Wir wünschen dir viel Erfolg bei der Erstellung deiner Abschlussarbeit!

Tipp für alle Masterstudierenden:

Du liebäugelst bereits jetzt mit der Überlegung, nach dem Master-Studium eine Promotion zu beginnen? Dann nutze doch die Masterarbeit als Vorbereitung und Vorarbeit für eine mögliche Promotion. Wenn du schon eine thematische Idee hast, kann die Masterarbeit als Literaturrecherche genutzt werden und nahtlos zur Vorbereitung der Dissertation dienen. Umgekehrt kannst du so auch schon einmal austesten, ob dir das Thema auch liegt und du dich mit diesem über mehrere Jahre auseinandersetzen möchtest bzw. ob es auch das Potenzial für eine erfolgreiche Dissertation bietet. Sprich auch deinen Betreuer*in bzw. Professor*in frühzeitig auf diese Überlegung an.

 

über den Autor:

Prof. Dr. Dominik van Aaken

JUMS-Editor sowie Professor für Strategisches Management und Organisation, Universität Salzburg.