Unternehmen geraten schon lange nicht mehr nur mit positiven Meldungen in die Schlagzeilen der Presse. Unternehmen sind Organisationen, die sich aus Menschen zusammensetzen. Menschen treffen zuweilen ethisch-moralisch bedenkliche Entscheidungen, lassen sich z.B. zu korruptem oder betrügerischem Verhalten hinreißen. Solch ein Verhalten kann sich, auf die gesamte Organisation bezogen, über Prozesse positiver Rückkopplungseffekte, zu starren Strukturen und festgefahrenen Verhaltensmustern entwickeln. Einmal festgefahrene Strukturen können auf Dauer nur noch durch ein Aufrütteln des ganzen Unternehmens, z.B. in Form einer Unternehmenskrise, aufgebrochen werden. Diese Schilderung spiegelt eine ethisch-moralisch bedingte Unternehmenskrise aus der Perspektive der Theorie Organisationaler Pfadabhängigkeit wider.
Mittels einer fallbasierten Untersuchung selektierter DAX 30- und Dow Jones 30-Krisenfälle im Zeitraum von 1988 bis 2014 schafft diese explorative Arbeit ein tieferes Verständnis ethisch-moralisch bedingter Unternehmenskrisen. Eine integrierte Betrachtung ethisch-moralisch bedingter Unternehmenskrisen und der Theorie Organisationaler Pfadabhängigkeit soll Ansatzpunkte für eine effektive Prävention dieser Krisen liefern. Zu diesem Zweck wird eine vergleichende Analyse besonders für diese Art von Unternehmenskrisen anfälliger bzw. unanfälliger Unternehmen durchgeführt. Dabei werden Maßnahmen wie Reputationsmanagement, Corporate Governance oder Compliance-Programme etc. auf ihre Eignung als Krisenpräventionsmaßnahmen untersucht.
Die vorliegende Arbeit liefert wertvolle Erkenntnisse zum Verständnis ethisch-moralisch bedingter Unternehmenskrisen. Abgeleitet werden darüber hinaus qualitative Ansätze für ein Pfadbrechen, d.h. das Nutzen einer solchen Unternehmenskrise als Chance, um mit festgefahrenen Strukturen und Verhaltensweisen, also dem Pfad, zu brechen, um künftige ethisch-moralisch bedingte Unternehmenskrisen zu vermeiden.