Werte sind eine Art Kompass, die unsere Haltung und unser Verhalten leiten. Jene Werte, die während der Kindheit und Jugend im Elternhaus erlernt werden, prägen unsere frühe Identitätsbildung und Berufsorientierung. In Unternehmerfamilien ist die Sozialisation der Nachkommen zusätzlich durch die Präsenz des Familienunternehmens geprägt. Die vorliegende Arbeit erörtert, wie sich die widersprüchlichen Logiken von bindungsorientierter Familie und sachorientiertem Unternehmen auf die Wertevermittlung der potenziellen Unternehmensnachfolger auswirken. Diese Sozialisation zwischen Gefühl und Geschäft wird anhand einer qualitativen Literaturanalyse und einer qualitativen Auswertung von neun narrativen Interviews untersucht. Es kann geschlussfolgert werden, dass insbesondere das Vermögen des Unternehmens und die Nachfolgefrage einen dominanten Einfluss auf die Wertevermittlung der Kinder und Jugendlichen haben. Aus der Doppelverantwortung für Familie und Betrieb ergeben sich die Kernwerte der freien Lebensgestaltung, des familiären Zusammenhalts und der Bescheidenheit. In Unternehmerfamilien bildet folglich die Wertevermittlung der Nachkommen den Rahmen für ihre Haltung gegenüber dem Familienunternehmen und entscheidet somit über den transgenerationalen Erhalt des Betriebs.