Berufstätigkeit mit Autismus: Welchen Aufklärungs- und Anpassungsbedarf haben Arbeitgeber:innen in Österreich aus Sicht von Frauen mit Autismus mit geringer Symptomausprägung?

Antonia Cichocki, Wirtschaftsuniversität Wien (Masterarbeit)
Junior Management Science 10(1), 2025, 135-175

Menschen im Autismus-Spektrum haben geringe Chancen auf eine qualifikationsadäquate, zufriedenstellende und langfristige Beschäftigung am ersten Arbeitsmarkt, und es gibt wenig Wissen darüber, welche Faktoren aus Sicht der Betroffenen förderlich für die Teilhabe am Arbeitsmarkt sind. In der vorliegenden Masterarbeit wurde im Zuge einer qualitativen Studie untersucht, welche Aufklärungs- und Anpassungsmaßnahmen auf Seiten der Arbeitgeber:innen zur erfolgreichen Beschäftigung von Menschen mit Autismus in Österreich führen. Elf weibliche autistische Expertinnen in eigener Sache und zwei neurotypische Autismus-und-Arbeit-Expertinnen identifizierten dabei Rahmenbedingungen für den Beschäftigungserfolg von Autist:innen sowie organisationalen Veränderungsbedarf in den Phasen Rekrutierung, Onboarding und Retention. Die Ergebnisse wurden in einem umfassenden Modell dargestellt und lassen sich wie folgt zusammenfassen: Menschen im Autismus-Spektrum brauchen mehr Klarheit in der Kommunikation, sie haben ein höheres Bedürfnis nach Struktur und Vorhersehbarkeit, und sie benötigen in manchen Bereichen des Arbeitsalltags mehr Unterstützung als neurotypische Menschen. Arbeitgeber:innen des ersten Arbeitsmarktes sollten also Maßnahmen setzen, um auf diese Bedürfnisse einzugehen und ein inklusives und verständnisvolles Arbeitsklima zu schaffen, das authentisch vertreten wird. Somit hat diese Arbeit wichtige Implikationen sowohl für die Praxis des Diversitätsmanagements als auch für die Forschung im Bereich Autismus und Arbeit.

Keywords: autism; diversity management; inclusion; labor market.