JUMS trifft … Philipp Küst
JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.
Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, und unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.
Heute haben wir uns dazu mit Philipp Küst von der Freien Universität Berlin getroffen, dessen Masterarbeit „The Impact of the Organic Label Halo Effect on Consumers’ Quality Perceptions, Value-in-Use and Well-Being “ in der 11. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.
Steckbrief: Philipp Küst
Titel der Arbeit:
The Impact of the Organic Label Halo Effect on Consumers’ Quality Perceptions, Value-in-Use and Well-Being
Art der Arbeit, Hochschule:
Masterarbeit, Freie Universität Berlin
Aktuelle Tätigkeiten:
Commercial Graduate – Marketing & Sales
JUMS-Ausgabe:
Junior Management Science 4 (2), 2019, 241-264
Artikel-Seite:
Interview
JUMS: Lieber Philipp, wie bist Du auf die Idee gekommen, in deiner Masterarbeit zu untersuchen, wie sich der Halo-Effekt des Bio-Siegels auf das Wohlbefinden auswirkt?
Philipp Küst: Tatsächlich interessierte ich mich schon lange für den Effekt von Food-Labeln. Beim Einkauf achte ich selber häufig auf die unterschiedlichen Siegel und ich fand es spannend, mich damit im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeit auseinanderzusetzen. Zugleich scheint es einen Zusammenhang zu geben zwischen dem, was wir essen, und dem, wie wir uns fühlen. Insofern lag es nahe, beides miteinander zu verbinden. Auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit und die UN Sustainable Development Goals sind Themen wie Ernährung und Wohlbefinden von Interesse. In Abstimmung mit meinem Professor entstand so die Idee, zu untersuchen, wie sich der Halo Effect des Bio-Labels auf die Wahrnehmung von Qualität und Value-in-Use eines Essens auswirkt und ob dies schlussendlich auch zu einem höheren Wohlbefinden (well-being) führt.
JUMS: Was hast Du bei einer Arbeit herausgefunden? Hat das Bio-Siegel einen Einfluss auf das Wohlbefinden der Kunden?
Philipp Küst: Meine Untersuchung hat gezeigt, dass das Bio-Siegel bei den Konsumenten bestimmte – meist positive – Assoziationen hervorruft. So wurde das Bio-Essen in meiner Studie signifikant besser bewertet als das identische nicht gelabelte Essen hinsichtlich verschiedener Qualitätsdimensionen wie des Gesundheitsvorteils, der Umweltfreundlichkeit oder auch des Prestiges. Das Interessante ist jedoch, dass sich diese positive Bewertung der Qualität auf den Value-in-Use und das Wohlbefinden der Konsumenten überträgt. Dies geschieht auf einer rein psychologischen Ebene. Alle Teilnehmer der Studie bewerteten die Konstrukte lediglich auf Basis eines Bildes, das Essen wurde also nicht verkostet. So konnte ich den Einfluss des Halo Effects nachweisen und zeigen, dass dieser nicht nur die Qualitätswahrnehmung positiv beeinflusst, sondern auch den Nutzwert und das Wohlbefinden. Bio-Essen in der Kantine anzubieten, trägt schlussendlich also zu einem höheren well-being der Belegschaft bei.
JUMS: Du hast eine quantitative Online-Studie in einem Kantinen-Szenario durchgeführt. Wie kann man sich das vorstellen? Und was muss man bei einer solchen Studie beachten?
Philipp Küst: Die Basis meiner Studie bildete ein Fragebogen, der sowohl online als auch in gedruckter Form vorlag. Die Teilnehmer wurden zufällig in eine der beiden Gruppen (Bio/Kontrollgruppe) zugeordnet. Beide Gruppen beantworteten dann dieselben Fragen, der einzige Unterschied war, dass der einen Gruppe Bilder von Essen mit Bio-Label gezeigt wurden, während bei den anderen das Bio-Label fehlte. Da es in meiner Studie um den Halo Effect ging, der auf rein psychologischer Ebene abläuft, konnte ich die Abfrage online durchführen. Obwohl es natürlich interessant wäre zu sehen, ob eine Untersuchung in einer realen Kantine zu ähnlichen Ergebnissen führen würde.
JUMS: Wie konntest du sicherstellen, dass Du eine repräsentative Gruppe befragst? Hast du auch mit einer Kontrollgruppe gearbeitet?
Philipp Küst: Ja es gab eine Kontrollgruppe. Dies war nötig, damit ich Aussagen über den Effekt des Bio-Labels treffen konnte. In meiner Studie habe ich einen Mix aus Self-Selection und Convenience-Sampling benutzt. Das sind in Rahmen von Studienarbeiten die am häufigsten gewählten Methoden und auch die am einfachsten durchzuführenden. Im Grunde bedeutet es, dass jeder, der an der Studie teilnehmen wollte und sie erhalten hat, dies auch konnte. Dadurch ist zwar nicht unbedingt eine Repräsentativität gegeben, aber das Entscheidende ist, dass man die demografischen Merkmale des Samples genau aufzeigt und transparent macht. Außerdem sollten möglichst auch keine zu großen Unterschiede zwischen den Vergleichsgruppen vorliegen, um die Ergebnisse nicht zu verzerren.
JUMS: Was würdest Du anderen Studenten im Vorfeld ihrer Bachelor- bzw. Masterarbeit
empfehlen? Worauf müssen sie achten und was waren für dich Herausforderungen?
Philipp Küst: Auf jeden Fall früh anfangen und sich am besten jeden Tag damit beschäftigen und wenn es nur für 30 Minuten ist. Sonst passiert es einem, dass man sich jedes Mal erst wieder neu einarbeiten muss und nicht mehr weiß, wo man das letzte Mal eigentlich aufgehört hat. Ich fand es auch entscheidend, ein Thema zu haben, das mich wirklich interessiert. Immerhin verbringt man dann ja doch eine ganze Weile damit und liest sehr viel dazu. Wenn man dann keinen Spaß hat, ist es nur eine Quälerei. Wichtig ist auch, sich klarzuwerden, wie man sein Thema eingrenzt. Hier hatte ich am Anfang auch meine Probleme, weil mich einfach so viel daran interessierte. Man muss aber bewusst entscheiden, was man ausklammert, sonst tut man sich selbst keinen Gefallen. Dabei kann auch der Professor helfen.
JUMS: Wieso bist Du auf die Idee gekommen, deine Abschlussarbeit bei JUMS einzureichen?
Philipp Küst: Mein Professor hat mir diese Möglichkeit vorgeschlagen und ich habe meine Arbeit daraufhin bei JUMS eingereicht. Das ging ohne großen zusätzlichen Aufwand, ich musste lediglich noch einen Abstract schreiben, der aber schnell formuliert war. Um alles andere hat sich dann das JUMS-Team gekümmert.
JUMS: Du hast jetzt deinen Master abgeschlossen, was steht als nächstes für dich an? Wieso war die Wissenschaft bisher keine Option?
Philipp Küst: Nach meinem Abschluss habe ich als Commercial Graduate im Sales bei Reckitt Benckiser in Heidelberg angefangen. Dort betreue ich jetzt meinen eigenen Kunden, plane Aktionen oder arbeite mit anderen Trainees in Nachhaltigkeitsprojekten. Diese Arbeit macht mir viel Spaß und ich freue mich schon auf meine nächste Station im Brandmanagement.
JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”
Philipp Küst: Viel Arbeit, noch mehr zu lesen, sehr tief in ein interessantes Thema einzutauchen und am Ende ein Ergebnis in der Hand zu halten, auf das man stolz sein kann.
JUMS: Vielen Dank, lieber Philipp, für die interessanten Einblicke in deine Arbeit und welche Tipps du unseren Leserinnen und Lesern geben kannst. Wir wünschen dir für deine weitere Zukunft viel Erfolg!