JUMS trifft …Frédéric Herold
JUMS veröffentlicht nicht nur – wir recherchieren auch.
Regelmäßig treffen wir unsere JUMS-Autoren, aber auch Professoren und Wissenschaftler, und unterhalten uns über deren Abschlussarbeiten und bitten diese um wichtige Tipps zum Schreiben von Abschlussarbeiten.
Heute haben wir uns dazu mit Frédéric Herold, Bachelor-Absolvent der WHU – Otto Beisheim School of Management getroffen, dessen Bachelorarbeit „Personal Taxes and Corporate Investment“ in der 10. Ausgabe von JUMS veröffentlicht wurde.
Steckbrief: Frédéric Herold
Titel der Arbeit:
Personal Taxes and Corporate Investment
Art der Arbeit, Hochschule:
Bachelorarbeit, WHU – Otto Beisheim School of Management
Aktuelle Tätigkeiten:
Gap Year zwischen Bachelor und Master
JUMS-Ausgabe:
Junior Management Science 4 (1), 2019, 81-100
Artikel-Seite:
Interview
JUMS: Lieber Frédéric, Du hast in Deiner Bachelorarbeit untersucht, welchen Effekt „personal taxes“ (z.B. Lohnsteuer) auf Investitionsentscheidungen von Unternehmen haben. Wie bist Du auf die Idee gekommen, Dich damit in Deiner Bachelorarbeit auseinanderzusetzen?
Frédéric Herold: Das Thema „Personal Taxes and Corporate Investment“ war einer der Themenvorschläge, die mir mein Professor für eine empirische Bachelorarbeit angeboten hat. Der bisherige Forschungsschwerpunkt der Literatur liegt hauptsächlich auf dem Einfluss von Unternehmenssteuern (Corporate Taxes, z.B. Körperschaftssteuer), Dividendensteuern (weit gefasst auch Payout Taxes), und Konsumsteuern (Consumption Taxes, z.B. Mehrwertsteuer) auf Investitionsentscheidungen von Unternehmen; dem Einfluss von Personal Taxes (wie z.B. der Lohnsteuer) auf Investitionsentscheidungen wurde auf Firmenebene bisher wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weshalb ich mir dieses Thema in meiner Bachelorarbeit genauer anschauen wollte.
JUMS: Du sprichst am Ende Deiner Arbeit davon, dass die Ergebnisse als erster Schritt verstanden werden können und in weiteren Thesen untersucht werden müssen. Könntest Du dir vorstellen in diesem Bereich weiterhin zu forschen? Oder was steht nun nach dem Bachelor an?
Frédéric Herold: Ich kann mir sehr gut vorstellen, weiter an einem Thema im Bereich der empirischen Steuerforschung zu arbeiten, z.B. im Rahmen einer Masterarbeit. Entscheidend für mich ist dabei die hohe Praxisrelevanz dieser Art der Forschung – es ist verblüffend, wie oft Steuern von Unternehmen als relevantes Entscheidungskriterium in Investitions- und Ausschüttungsentscheidungen herangezogen werden. Die empirische Steuerforschung hilft mir, diese Zusammenhänge besser zu verstehen und zu quantifizieren – eine Kombination, die ich sehr spannend finde. Für den Moment aber absolviere ich ein Gap Year, welches ich mit verschiedenen Praktika geplant habe. Anschließend starte ich mit meinem Master an der Universität St. Gallen.
JUMS: Neben Deiner Arbeit wurde auch die Deines Zwillingsbruders in JUMS veröffentlicht. Wie ist das, wenn der Zwillingsbruder zeitgleich eine Abschlussarbeit anfertigt? Motiviert man sich gegenseitig, liest Korrektur oder stachelt man sich an, wer als Erster fertig wird?
Frédéric Herold: Es ist von allem etwas dabei. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, zeitgleich mit meinem Bruder eine Abschlussarbeit anzufertigen. Man erlebt ähnliche Herausforderungen und kann sich sowohl fachlich (wir haben beide im Bereich der empirischen Steuerforschung unsere Arbeiten verfasst) als auch technisch (z.B. beim Modellaufbau) gut unterstützen. Für die Unterstützung und die hilfreichen Vorschläge meines Bruders bin ich sehr dankbar.
JUMS: Du beschäftigst dich mit dem Effekt von personal taxes auf Unternehmensinvestitionen und Dein Zwillingsbruder mit der Wirkung von verschiedenen Steuern auf Ausschüttungspolicen von Unternehmen. Zufall oder liegt das Interesse für Steuern einfach im Blut?
Frédéric Herold: Mein Bruder und ich haben unsere Themen nicht zufällig gewählt. Wir beide finden den Bereich der Steuerlehre sehr spannend. Inspiriert wurden wir hierbei durch unseren Professor und seinen Kurs „Business Taxation“, den wir als Vertiefungskurs im Bachelor belegt haben. Der Kurs war sehr interaktiv gestaltet und hat sich auf den praktischen Effekt von Steuern auf Unternehmensentscheidungen konzentriert. Das war vollkommen konträr zum trockenen Image, mit dem der Bereich der Steuerlehre tendenziell in Verbindung gebracht wird, und hat deshalb unser Interesse geweckt. Darüber hinaus war es meinem Bruder und mir wichtig, eine empirische Abschlussarbeit zu verfassen. Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftliche Steuerlehre an der WHU bot uns daher eine ausgezeichnete Möglichkeit, spannende Thematiken mit empirischer Forschung zu kombinieren.
JUMS: Was würdest Du anderen Studenten im Vorfeld ihrer Bachelor- bzw. Masterarbeit
empfehlen? Worauf müssen sie achten und was waren für Dich Herausforderungen?
Frédéric Herold: Ich kann jedem empfehlen, sich bereits vor Beginn der Hauptarbeitszeit in die Literatur einzulesen, denn abhängig von der Thematik kann das Einlesen deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen als geplant. Außerdem hat mir das frühzeitige Auseinandersetzen mit der eigenen Thematik dabei geholfen, den Umfang der eigenen Arbeit sinnvoll einzugrenzen und die weitere Vorgehensweise mit meinem Professor frühzeitig abzustimmen. Da es sich bei meiner Abschlussarbeit um eine empirische Bachelorarbeit handelt, hatte ich die größten Herausforderungen bei der Empirie. Alle wesentlichen Schritte beim Modellaufbau – vom Winsorizen der Daten bis zur richtigen Wahl der Fixed-Effect Cluster – haben einiges an ökonometrischen Vorwissen erfordert, welches ich mir Stück für Stück mit Unterstützung meines Professors und durch gezielte Recherche angeeignet habe.
JUMS: Wieso bist Du auf die Idee gekommen, Deine Abschlussarbeit bei JUMS einzureichen?
Frédéric Herold: Über meine Kommilitonen habe ich erfahren, dass JUMS exzellenten Abschlussarbeiten aus dem Fachbereich der Betriebswirtschaftslehre die Möglichkeit der Veröffentlichung bietet. Da ich mittelfristig eine Promotion anstrebe, war die Publikation meiner Bachelorarbeit in JUMS für mich ein logischer Schritt auf dem Weg zur Promotion und – als ich die Nachricht zur Annahme zur Publikation erhielt – ein wichtiger persönlicher Meilenstein.
JUMS: Zum Abschluss des Gesprächs gibt es bei uns immer einen kleinen Ergänzungssatz, den wir Dich bitten würden, zu vervollständigen: “Eine Abschlussarbeit zu schreiben, bedeutete für mich…”
Frédéric Herold: „… einen kleinen persönlichen Beitrag zur akademischen Welt zu leisten.“
JUMS: Vielen Dank, lieber Frédéric, für die interessanten Einblicke in deine Arbeit und welche Tipps du unseren Leserinnen und Lesern geben kannst. Wir wünschen dir für deine weitere Zukunft viel Erfolg!